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Berlin: Bezirksamt Mitte genehmigt Grabstein für Nazi-Minister

Der Invalidenfriedhof in Mitte droht eine Pilgerstätte für Neonazis zu werden. Das Grab des „NS-Reichsministers für Bewaffnung und Munition“ Fritz Todt („Organisation Todt“) wird mit einem Grabstein kenntlich gemacht.

Der Invalidenfriedhof in Mitte droht eine Pilgerstätte für Neonazis zu werden. Das Grab des „NS-Reichsministers für Bewaffnung und Munition“ Fritz Todt („Organisation Todt“) wird mit einem Grabstein kenntlich gemacht. Dazu ist vor wenigen Wochen die Genehmigung des zuständigen Grünflächenamtes Mitte ergangen, wie dessen Leiter Harald Büttner gegenüber dem Tagesspiegel bestätigte.

Hintergrund ist ein juristischer Streit mit der Tochter des NS-Funktionärs. Sie hatte beantragt, auf dem Grab einen so genannten „Grabrestitutionsstein“ niederlegen zu dürfen. Bisher wurden rund 40 solcher Steine mit Namen und Lebensdaten auf Grabstellen gelegt, die von der DDR zur Sicherung der Grenzanlagen abgeräumt worden waren. Nach einer Übereinkunft zwischen Bezirksamt und Landesdenkmalamt dürfen solche Steine aufs Grab gelegt werden. Ausgeschlossen sind Personen mit Nazi-Vergangenheit. In einem Fall war jedoch ein Stein genehmigt worden, weil die belastete Person von den Alliierten entnazifiziert worden war. Darauf berief sich nun die Tochter von Todt. Sie konnte laut Büttner Dokumente vorlegen, nach denen ihr Vater von den Amerikanern nach 1945 posthum entnazifiziert wurde. „Eine Klage wegen Gleichbehandlung hätten wir nicht abwehren können“, so Büttner. Also sei dem Antrag nach fast zwei Jahren jetzt stattgegeben worden.

Neben Todt, der 1942 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, liegt auch Gestapo-Chef Heydrich auf dem Invalidenfriedhof. In seinem Fall droht keine Kennzeichnung des Grabes, weil Heydrich nicht entnazifiziert wurde.

Klaus von Krosigk vom Landesdenkmalamt verteidigt die Regelung, auf dem eigentlich geschlossenen Invalidenfriedhof Grabsteine zu erlauben. „Dort wurden 3000 Gräber abgeräumt, fast alle von unbescholtenen Leuten.“ Deshalb habe man den Hinterbliebenen erlaubt, auf eigene Kosten einen einheitlich geformten Grabstein niederzulegen. „Der Fall Todt ist ein extremer Sonderfall. Wir haben uns strikt dagegen gewehrt.“ Vier oder fünf Nazis seien auf dem Friedhof beerdigt, so von Krosigk. Ihre Gräber wurden in der Regel von den Alliierten unkenntlich gemacht.

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