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Bezirkspolitik: Stadtrat nimmt Griller in die Zange

Der Bezirk Mitte will das Feuerverbot im Tiergarten streng durchsetzen – und empfiehlt das Tempelhofer Feld als Ersatz. Kampflos dürften die Barbecue-Fans das angestammte Areal allerdings nicht räumen.

Es dürfte nur noch eine Frage von Wochen sein, bis im Tiergarten die ersten Freiluft-Gourmets ihre Grills befeuern. Für den Bezirk Mitte beginnt dann die heiße Phase eines Experiments, das die Bezirkverordneten im Dezember beschlossen haben. Vom 1. Januar 2012 an, so entschied man mit knapper Mehrheit, ist im Tiergarten das Grillen verboten – eine radikale Abkehr von einer jahrelangen Tradition, die für viele Grillfreunde zur Selbstverständlichkeit geworden war. Und nicht alle werden kampflos aufgeben, wie Ordnungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) erwartet. „Ich appelliere an die Griller, ihre Enttäuschung und ihren Frust nicht an den Mitarbeitern des Ordnungsamtes auszulassen“, sagte Spallek am Freitag bei einem Pressegespräch.

Auch wenn der Stadtrat und sein Ordnungsamtschef Harald Strehlow darauf hoffen, dass möglichst viele Menschen die neue Regel akzeptieren, zeigten sie am Freitag vorsorglich schon mal die Verwaltungsinstrumente. Wer sich weigert, das mit Müllbergen und Umweltbelastungen begründete Grillverbot zu befolgen, riskiert ein Bußgeld von mindestens 75 Euro. Sollte beim illegalen Brutzeln ein Baum zu Schaden kommen, könnten sich die Schadenersatzforderungen allerdings schnell auf 1000 Euro oder mehr belaufen. „Wir wollen keinen Konflikt, sondern das bestehende Recht durchsetzen“, sagte Spallek. Derzeit würden die 38 Mitarbeiter des Ordnungsamtes geschult, die mit Beginn der wärmeren Jahreszeit vor allem an den Wochenenden zusammen mit der Polizei für die Einhaltung des Verbots zuständig sein werden.

Das Tempelhofer Feld als Alternative. Könnte das funktionieren?

Gespräche und Deeskalation stünden dabei ganz oben, sagt Spallek. Zeigten sich Griller einsichtig, geht er von einer Schonfrist von zwei Wochen aus, in denen nicht gleich ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet wird, wenn jemand die Kohle nach einer Ansprache sogleich wieder löscht. Gegen renitente Griller werde man jedoch von Anfang an Bußgelder und Platzverweise einsetzen.

Als Alternative zum Tiergarten empfiehlt Spallek die ausgewiesenen Grillflächen auf dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld.

In anderen Bezirken hat man für die angekündigte Kompromisslosigkeit in Mitte volles Verständnis: „Wir haben schon lange ein Grillverbot auf allen bezirklichen Flächen“, sagt der Ordnungsstadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Oliver Schworck (SPD). „Ich finde es gut, wenn andere Bezirke das auch so halten.“ Dass sein Kollege in Mitte das Tempelhofer Flugfeld als Alternative empfiehlt, welches formal dem Senat untersteht, findet der Tempelhofer Stadtrat richtig: Dort sei wesentlich mehr Platz, die Natur weniger sensibel, und dank der Parkwächter sei es bislang auch nicht zu Müllbergen wie im Tiergarten gekommen.

Dass die Tiergarten-Fans ihr angestammtes Areal ohne Streit aufgeben, erwarten allerdings weder der Tempelhof-Schöneberger Stadtrat noch der Leiter des Neuköllner Ordnungsamtes, Horst-Holger Kalusa, in dessen Bezirk schon lange nicht mehr gegrillt werden darf. Beide sagen unisono: „Beneiden tun wir die Kollegen in Mitte nicht.“

Eine Liste mit Orten, an denen auch künftig gegrillt werden darf, hat die Stadtentwicklungsverwaltung unter diesem Link im Internet zusammengestellt.

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