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Berlin: Bibliothek, Museum – und was noch?

Mit dem anstehenden Volksentscheid wird die Suche nach Ideen für die Zukunft des Tempelhofer Flughafens intensiviert

Die Aufforderung hätte nicht freundlicher ausfallen können. Kaum hatte die SPD die Losung ausgegeben, in Anbetracht des Volksentscheids die Kräfte für die Schließung des Flughafens Tempelhof zu bündeln, nutzte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) die Gelegenheit: „Machen Sie mit, die Chancen, die sich uns in Tempelhof bieten, zu nutzen und Neues zu entwickeln!“ Ihre Adressaten waren Manager der Baubranche, Architekten und Berater, die am Mittwochabend zum Empfang der Senatorin ins Schiller-Theater an der Bismarckstraße gekommen waren.

Die Senatorin hielt sich selbst mit Ideen zurück, plauderte von der Vision eines zentralen Parks, was im Publikum tuschelnd und nicht unbedingt freundlich quittiert wurde. Die Neigung der Gäste, sich für Tempelhof etwas einfallen zu lassen, schien nicht besonders groß. Andere, offenbar wichtigere Themen, fanden sich an jedem Stehtisch.

Davon wollen sich die Koalitionsfraktionen aber nicht beirren lassen. Der Senat will zeitig vor dem Volksentscheid die Ideen vorstellen. Eine davon ist eine kulturelle Doppelnutzung des riesigen Gebäudes – als neuer Standort für die Landesbibliothek und darüber hinaus als Halle für eine Ausstellung zur Luftfahrtgeschichte, die Alliiertenmuseum, Technikmuseum und eine private Flugzeugsammlung zusammenstellen wollen. Vor allem die Nutzung durch die Bibliothek findet bei SPD-Fraktionschef Michael Müller und die Fraktionsführerin der Linken, Carola Bluhm, Anklang: „Diese Idee muss ernsthaft geprüft werden“, sagte Müller. Die Landesbibliothek suche seit langem nach einer neuen, vernünftigen Unterkunft und außerdem sei das Land in der Pflicht, die Nachnutzung des riesigen Hauptgebäudes engagiert zu betreiben. Auch die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Alice Ströver, ist Anhängerin der Idee: „Damit wäre endlich ein zentraler Standort für die Bibliothek gefunden.“

Allein, die Generaldirektorin der Bibliothek, Claudia Lux, ist nicht begeistert. Die Baukosten für die Umnutzung könnten viel größer als für einen Neubau sein. Die Abfertigungshalle zum Lesesaal umzufunktionieren sei schwierig: „Das ist nicht das, was wir uns unter einem offenen, lichtdurchfluteten Saal vorstellen, in dem man gerne liest und arbeitet.“

Während die Nutzungsideen für das Gebäude noch im Ungefähren wabern, sind die Rahmenpläne für das Flugfeld weit gediehen und sollen nicht mehr geändert werden. Es bleibt bei großen Wiesenflächen in der Mitte und Bebauung an den Rändern: nach Neukölln hin mit neuen Wohnvierteln, zur Stadtautobahn und dem Tempelhofer Damm hin mit Gewerbegebieten und Bürokomplexen. Über den Bedarf dafür waren sich die Fachleute beim Empfang der Stadtentwicklungssenatorin aber uneins. Matthias Oloew

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