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Ersatzverkehr zwischen den U-Bahnhöfen Gleisdreieck und Potsdamer Platz.

© Kai-Uwe Heinrich

Bilanz nach U-Bahnausfall: Die Hölle war’s jedenfalls nicht

Bei der Sperrung der U2 klappt noch nicht alles. Aber es gibt viele Helfer. Ahnungslos sind am Premierentag nicht nur Touristen, sondern auch Berliner.

Ein Kioskbesitzer im U-Bahnhof Wittenbergplatz war sich am Morgen ziemlich sicher: „Das wird die Hölle heute“, sagte er um sieben Uhr. Da war die U-Bahn-Linie U2 zwischen Potsdamer Platz und Wittenbergplatz wegen Bauarbeiten bereits komplett unterbrochen. Bis Montag fahren zwischen Gleisdreieck und Potsdamer Platz nur Busse, neu eingerichtet hat die BVG die Linie U 12 zwischen Warschauer Straße und Olympiastadion/Ruhleben. Am Wittenbergplatz war die Verwirrung offenbar besonders groß. Die Bahnen fuhren an anderen Gleisen als gewohnt, die Beschriftung war teilweise noch falsch. Und weil am Kiosk ein BVG-Schild hing, fragten viele Leute den Besitzer, wie sie weiterfahren müssten. Umsteigeprobleme gab es einige: Eine Schulklasse, ausgestattet mit riesigen Koffern, irrte herum und suchte die richtige U-Bahn. Aber auch Einheimische mussten sich erst mal orientieren: Ein junger Mann wollte zum Arzt Richtung Westend. Glücklicherweise waren eine Menge BVG-Kräfte im Einsatz. Freundlich und unermüdlich zeigten sie auf Pläne, erklärten Umwege und den Ersatzverkehr.

BVG-Personal war überall unterwegs

So auch am Potsdamer Platz, wo die U 2 aus Pankow endet. Vom Personal in die richtige Richtung geleitet, ergoss sich der Schwall aus der U-Bahn gen Ausgang. Die Leute reagierten recht friedlich auf das umständliche Umsteigen, sagte eine BVG-Mitarbeiterin. „Die Berliner kennen das ja.“ Aber kennen bedeutet nicht gleich informiert sein, das merkten an diesem Morgen einige. Wie eine Pendlerin, die zur Arbeit vom Alexanderplatz zur Bismarckstraße musste und nun am Gleisdreieck wartete. „Ich brauche wegen der Sperrung 20 Minuten länger“, klagte sie. Bekannt war ihr die Unterbrechung vorher nicht, sagte sie. Und die Frau war offenbar nicht die Einzige.Kurz nach ihr war ein anderer Fahrgast ebenfalls überrascht von den Bauarbeiten: Er müsse zum Kaiserdamm, normalerweise fahre morgens alle fünf Minuten eine Bahn. Jetzt sei er verärgert.

Wo geht's zum Schienenersatzverkehr?

Und ein Schüler, auf dem Weg zum Französischen Gymnasium am Nollendorfplatz, wusste ebenfalls nichts vom Schienenersatzverkehr und komme deshalb zu spät zur Schule. Auch hier setzte man auf viel Personal, um die Fahrgäste in die richtige Richtung zu lenken. Am frühen Morgen um kurz nach sechs standen draußen schon drei BVG-Mitarbeiter bereit, gegen elf waren es acht. „Die Leute informieren sich oft nicht richtig“, sagte einer von ihnen. Der Umstieg in die Busse klappte jedoch im Laufe des Vormittags immer besser. Wer im Ersatzverkehr am Potsdamer Platz ankam und sich nicht auskannte, hatte allerdings Pech. Kein Hinweis weit und breit, wo sich der nächste U-Bahn-Eingang verbirgt – auf der anderen Straßenseite. Zu sehen war er nicht, weil stehende Busse den Blick verstellen.Doch am Montag ist das Busfahren ja vorbei. Dann fährt die U 2 weiter bis zum Gleisdreieck – aber nur alle zehn Minuten. Die Züge dürften dann ganz schön voll werden. War der erste Tag also wirklich die Hölle? Der Mann im Kiosk am Wittenbergplatz, der am Morgen noch mit dem Schlimmsten gerechnet hat, war am Mittag entspannt. Draußen standen BVG-Mitarbeiter vor seinem Laden und verbesserten die Info-Schilder. „Ach, die Leute haben schon viele Fragen“, sagte er. Die Verbesserung der Ausschilderung sei schon mal ein Anfang. Und lachen konnte der Mann auch schon wieder.

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