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Urbanes Museum: Oliver Korittkes Pop-Paradies

Actionfiguren, Star-Wars-Waffen und Michael Jordans Turnschuhe: Der Schauspieler Oliver Korittke eröffnet ein Museum für urbane Popkultur. Nicht nur Nerds werden sich wohl fühlen.

Fans werden Oliver Korittke beneiden. Nicht um seine Schauspieljobs, wie zum Beispiel im Kultfilm „Bang Boom Bang“. Nein, um seine Schuhesammlung! Darin findet sich zum Beispiel ein Paar von Basketballlegende Michael Jordan designte Nike-Stiefel. Korittke bekam sie vom Basketballer persönlich geschenkt – es steht sogar sein Name darauf. Daneben der Adidas „Superstar 25“ aus Vollleder in einem mit Samt ausstaffierten Koffer inklusive Plastikplattenspieler, auf dem der Schuh präsentiert werden kann. Nur 25 Stück gibt es davon auf der Welt, der Wert beläuft sich auf um die 4000 Euro. Ebenso viel wert ist die kleine Jawa-Figur mit dem Plastikmantel aus den Star-Wars-Filmen. Diese Sammlung will der Schauspieler nun nach und nach öffentlich präsentieren.

Seit mehr als 25 Jahren sammelt Oliver Korittke Sneaker, Actionfiguren und Spielzeug. Mit seinen Sammel-Kumpels Oliver Kircher und Niklas Beckert macht er nun in Mitte ein „Museum für urbane Popkultur“ auf. In den Gewölbekellern in der Großen Hamburger Straße steht auf 600 Quadratmetern nur ein winziger Teil ihrer Sammlung, sie soll sich halbjährlich ändern. Insgesamt besitzen die drei etwa 2500 Paar ungetragene Sneaker, mehr als 5000 großteils originalverpackte Actionfiguren, Spielzeug, Filme und Fanartikel. Der Großteil lagert in einer 130 Quadratmeter großen Schatzkammer, die Regale vollgestopft bis unter die vier Meter hohe Decke. Etwa zwei Millionen Euro will Korittke, 44, in all den Jahren für die Sammelleidenschaft ausgegeben haben.

Das Museum und das bereits geöffnete Café, in dem Oliver Kircher kocht, heißen „Generation 13“. Das steht für die 13. Generation nach Gründung der USA, also die Zeit, in der die drei Freunde in Steglitz und Friedenau aufgewachsen sind. Die drei Kumpels standen stark unter dem Einfluss der Amerikaner, liebten die Hip- Hop-Subkultur, fuhren BMX. „Wir standen mit 50 Mark vor dem PX-Laden in der Ami-Siedlung und haben Leute angebettelt, dass sie uns ein paar Nike-Schuhe holen“, sagt Korittke. Und hätten sich dann einfach fremde BMX-Räder geschnappt und seien damit heimgeradelt. Beckert, 41, der unter dem Spitznamen Mad Flavor in der Szene bekannt ist und einen gleichnamigen Laden in Kreuzberg betreibt, flog seit Mitte der 80er Jahre mehr als 120-mal nach New York. „In Deutschland gab es ja nur schwarze und weiße, vielleicht mal blaue Schuhe, aber nichts Ausgefallenes“, sagt der Schuhfanatiker. „Im Laden hab ich den Scan-Blick. Aus 100 Schuhen scanne ich sofort die zwei besten raus.“ Mittlerweile kaufen die drei Freunde in Foren und Shops im Internet und auf Tauschbörsen ein. Sie suchen nach allem, „was toll ist und womit man sich identifizieren kann“, sagt Kircher. Aber man könne ja nicht alles haben, das sei ja das Schöne, meint Beckert.

Der Gang durchs Museum ist eine Reise ins Kinderzimmer der späten 60er Jahre und die Jahrzehnte danach. Der Besucher wird von einer alten Kinokasse mitsamt Kiosk empfangen, wo es Dubble-Bubble-Kaugummi und Dolomiti-Eis gibt. Auch ein paar ausgewählte Schuhe gibt es im Shop zu kaufen. Das bunte Mädchenzimmer ist kitschig ausgestattet mit Figuren, Magazinen und Videos von Barbie, Die Schöne und das Biest, Hanni und Nanni. Für die Jungs gibt es die Kobrapistole aus Star Wars, Big-Jim-Actionfiguren, einen „VS.Tennis“-Spieleautomat von Nintendo und Stuntman „Evil Knievel“ auf einem Motorrad, das man auf dem Boden zurückzieht und das dann nach vorne losschießt. Was thematisch passt, wird gruppiert. So steht neben Godzilla-Figuren der „Lizoid King“-Schuh von Puma im Echsenleder-Look. „Das ist die Pop-Art von heute“, sagt Kircher, 42. Eine Vitrine zeigt Korittkes Leben als Schauspieler. Wenn er nicht gerade für neue Filme dreht, will er selbst an mehreren Tagen die Woche im Museum sein.

„Hier sollen Väter und Söhne herkommen – und nach fünf Minuten soll der Sohn den Vater suchen, weil der sich anguckt, womit er als Kind gespielt hat“, sagt Korittke. „Die Medien und die Markenprodukte der vergangenen drei Jahrzehnte haben das Konsumverhalten der Jugendlichen maßgeblich geformt und prägen deren Träume und Gedankenwelte bis heute“, sagt er. Und zeigt ein Foto, auf dem er mit neun Jahren stolz Star-Wars-Fanartikel in der Hand hält. „Ich halte mich an der Vergangenheit fest“, sagt der Schauspieler. Die Dinge seien damals hochwertiger und mit mehr Liebe produziert worden. „Früher war es irgendwie cooler.“ Wer zu Hause noch ausgefallene Turnschuhe, Actionfiguren und Spielzeug hat, kann sich an das Museum wenden.

Generation 13, Museum und Café, Große Hamburger Straße 17, Mitte, Museum ab Freitag täglich 10-19 Uhr, 8/5 Euro, bis 6 Jahre kostenlos, www.generation13.de

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