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Berlin: Bilderkauf ist keine Kunst mehr

Wenn einem auf die Schnelle Kerzen, Zahnstocher, Permanent-Marker oder Batterien fehlen, macht es sich immer gut, in einen der "99-Pfennig"-Ramschläden zu gehen. Wer aber jetzt noch auf der schnellen Suche nach echter Kunst ist, kam bislang an einer Galerie nicht vorbei.

Wenn einem auf die Schnelle Kerzen, Zahnstocher, Permanent-Marker oder Batterien fehlen, macht es sich immer gut, in einen der "99-Pfennig"-Ramschläden zu gehen. Wer aber jetzt noch auf der schnellen Suche nach echter Kunst ist, kam bislang an einer Galerie nicht vorbei. Nun gibt es echte Kunstwerke zum Discount-Preis in den Kategorien 99, 199, 399 und 599 Mark beim "1. Berliner Kunstsupermarkt" im Quartier 205 in den Friedrichstadtpassagen. Rund 8000 Bilder von etwa 40 nationalen und internationalen Künstlern bietet Initiator Mario Terés in seinem Supermarkt an. "Das sind alles Unikate, keine Kunstdrucke. Jedes Werk ist nur einmal vorhanden", betont der spanische Kunsthistoriker. Diese Discount-Idee hat er schon vor über drei Jahren verwirklicht. In Marburg, Frankfurt am Main und sogar im Schweizer Solothurn eröffnete er die ersten Kunstsupermärkte. "Wir beginnen immer in der Vorweihnachtszeit und haben dann bis Ende Januar geöffnet", sagt Terés. "Wir sehen Kunst nicht als etwas Erhabenes an, sondern finden, dass sie für jedermann zugänglich sein sollte." Die "Schwellenangst" vor klassischen Orten, an denen Kunst zu haben ist, komme im Supermarkt gar nicht erst auf. "Deswegen verlagern wir unsere Standorte auch immer in Einkaufspassagen oder -zentren und nicht in typische Galerie- oder Museumsgegenden", fügt Terés hinzu. Was die Künstler angeht, die das Supermarktsortiment mit ihren Waren bestücken, so "sind welche dabei, die noch nie eine Ausstellung hatten, andere wiederum haben sich schon einen Namen in der Branche gemacht".

So gemischt wie das Angebotsspektrum, so heterogen ist auch das Publikum. "Hierher kommt beispielsweise die Schülerin, die ein Bild für 99 Mark kauft, sich aber den Rahmen für 40 Mark nicht leisten kann. Aber auch der Rentner, der etwas Passendes für sein Schlafzimmer sucht und dann locker 599 Mark zahlt, besucht uns", berichtet Terés. Fröhlich-naiv wirken die meisten Bilder, wie beispielsweise die Werke der Künstlergruppe "Multimoni". Sie hat sich auf Kuchenstücke, Pfannkuchen oder Cremetorten auf hellblauem Grund spezialisiert. "Das Mandelhörnchen war gleich am ersten Tag verkauft." Ganz so wie im altbekannten Supermarkt.

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