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Graben statt schwänzen. Mit Gartenarbeit gegen Schulabbruch.

© Susanne Grautmann

Bildung in Berlin: "Turnaround"-Programm für Problemschulen eindeutig erfolgreich

Ein Programm für Problemschulen hat vieles verbessert. Was dort gelernt wurde, soll allen Schulen helfen.

Wie kann man Schulen in schwieriger Lage helfen? Vor einigen Wochen wurde, wie berichtet, die Bilanz des Turnaround-Programms vorgestellt, an dem zehn Berliner Brennpunktschulen teilgenommen haben. Vier Jahre lang erhielten diese Schulen Unterstützung und finanzielle Hilfen in dem Projekt der Robert-Bosch-Stiftung und der Senatsbildungsverwaltung. Jeder Schule wurde ein externer Berater zur Seite gestellt. Das Ergebnis war eindeutig positiv. Allen Schulen wurden Verbesserungen bescheinigt.

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Marianne Burkert-Eulitz, wollte es in einer schriftlichen Anfrage ganz genau wissen. Aus der Antwort der Senatsbildungsverwaltung, die dem Tagesspiegel vorliegt, geht hervor, dass sich die Quote der unentschuldigten Fehlzeiten um 98 Prozent verbessert hat, die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss verbesserte sich um elf Prozent, und der Unterrichtsausfall um acht Prozent.

Vorerst keine Fortsetzung

1,9 Millionen Euro standen zur Verfügung, davon kamen 1,5 Millionen Euro von der Bosch-Stiftung, rund 400.000 Euro stellte die Senatsbildungsverwaltung bereit.

Das Projekt werde nicht fortgesetzt oder an anderen Schulen neu aufgelegt, schreibt Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) in ihrer Antwort auf die Anfrage. Ziel des Projekts sei es gewesen, „Erkenntnisse für das Regelsystem zu ziehen“ – also zu klären, wie Schulen in schwierigen Lagen im Rahmen des regulären Systems am besten zu helfen ist. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung würden noch ausgewertet und sollen Anfang 2018 vorliegen.

Lernen aus dem Turnaround-Programm

Burkert-Eulitz ist von der Wirksamkeit überzeugt: „Die beim Turnaround angewendeten Mittel sind nachweislich erfolgreich, um sogenannten abgehängten Schulen zu helfen. Aus unserer Sicht muss dieser Ansatz ausgebaut werden.“

Hintergrund dieser Äußerung sind die Uneinigkeiten in der Koalition bezüglich der Lernmittelfreiheit, die SPD-Fraktionschef Raed Saleh wieder einführen will. Das würde bedeuten, dass Schulbücher kostenlos bereitgestellt werden. Im Haushaltsentwurf für die Jahre 2018 und 2019 sind zehn Millionen Euro für die Lernmittelfreiheit an Grundschulen vorgesehen. „Wir halten die Verbesserung der Qualität der Schulen zum jetzigen Zeitpunkt für wichtiger, als die von Herrn Saleh angestrebte Lernmittelfreiheit. Sozial gerecht ist es, wenn Kinder und Jugendliche tatsächlich eine Chance auf gute Bildung an allen Schulen haben“, sagte Burkert-Eulitz dem Tagesspiegel.

Sie wies außerdem darauf hin, dass die Berliner Koalition das Bonusprogramm evaluieren will. Über dieses erhalten Schulen mit einem hohen Anteil an armen Kindern bis zu 100.000 Euro pro Jahr zusätzlich. „Bei der Überarbeitung sollten aus meiner Sicht die Ergebnisse und Methoden des Turnaround unbedingt mit herangezogen werden“, sagte die Grünen-Politikerin.

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