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Bildung: Je früher, desto besser

Grundschulen und Kitas sollen in Zukunft enger kooperieren. In Wedding ist das längst erfolgreiche Praxis.

Die Kinder der Kita "Ruheplatz 13" in Wedding heißen Hassan, Khadija, Lee oder Burku. Sie kommen aus 26 verschiedenen Ländern und sind zu 97 Prozent nichtdeutscher Herkunft. Viele von ihnen lernen Deutsch erst hier in der Kita. Deswegen steht das Vokabelnlernen nach Themengebieten auch ganz oben auf dem Lernplan. Kita-Leiterin Uschi Schnell setzt dabei auf Methoden, die sie gemeinsam mit der weiterführenden Erika-Mann-Grundschule erarbeitet hat. Beide wollen die Kinder besser auf die Anforderungen in der Schule vorbereiten, ihre Ängste auffangen und die Eltern in den Prozess miteinbinden. "Wir kennen die Kinder und können ihre Fähigkeiten einschätzen. Deswegen wollen wir ein Stück weit mehr Verantwortung übernehmen und sie bewusst weiter als andere Kitas begleiten." Es sei dabei wichtig zu wissen, welche Anforderungen die Lehrer später stellen würden, um die Kinder besser vorbereiten zu können.

Die Erika-Mann-Grundschule kooperiert seit zehn Jahren mit ihren benachbarten Kitas. "Ein Kind lernt dann erfolgreich, wenn es von Anfang an in der Schule erfährt, dass es etwas kann und dass es schon vor Schulbeginn vieles gelernt hat", sagt Schulleiterin Karin Babbe. Sie kann die Fähigkeiten eines Kita-Kindes einschätzen: "Wenn ein Kind nicht rückwärts gehen kann, hat es auch Schwierigkeiten, lesen zu lernen." Die Motorik sei stets auch ein Ausdruck für die Leistungsfähigkeit eines Kindes. In spielerischen Übungen könnten sie beispielsweise auf den Grammatikunterricht vorbereitet werden. "Die Theorie verstehen kleine Kinder nicht, aber man kann ihnen ein Gefühl für Wörter vermitteln." Deswegen hängen in der Kita "Ruheplatz 13" auch unter allen Bildmotiven blaue, rote und grüne Punkte, die die Artikel der Abbildungen markieren. "Wenn ein Kind ,das Tisch' sagt, frage ich, ob es sich erinnert, was der blaue Punkt bedeutet. Meistens kommt dann ein ,ach ja - der Tisch'", sagt Schnell.

Mindestens zweimal im Jahr treffen sich die Lehrer und Pädagogen an einem runden Tisch, um Fragen zum neuen Schuljahr zu klären. Zudem arbeiten die Kitas in einzelnen Projekten mit der Schule zusammen. An einem Schnuppertag können die Kita-Kinder einen echten Schultag erleben, an dem auch ihr Sprachstand geprüft wird. "In einem Auswertungsgespräch sagen wir den Kitas dann, was sie im nächsten halben Jahr noch mit den Kindern üben sollten", sagt Babbe.

Dass Grundschulen und Kitas kooperieren müssen, um Kinder besser fördern zu können, weiß die Schulleiterin schon lange. Sie hält sich nicht mit Klagen über die schwierigen Umstände im Kiez auf, sondern will etwas für die Sprachbildung der Kinder tun. "Wir müssen sie dort abholen, wo sie sind. Und dazu müssen wir ihren Stand kennen - je früher, desto besser." Wenn die Pädagogen in den Kitas und Grundschulen sich austauschten, könnte der Lernalltag besser aufeinander abgestimmt werden. So könnte verhindert werden, dass man die Kinder später über- oder unterfordere.

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