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Gern gesehener Gast. Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Besuch beim Berliner Start-Up Kiron. Die Bildungsplattform gibt Geflüchteten Zugang zur Bildung.

© W. Kumm/dpa

Bildungsplattform Kiron Open Higher Education: Angela Merkel besucht geflüchtete Studierende in Berlin

Vor zwei Jahren gründeten Berliner eine Bildungsplattform, die Flüchtlinge an die Unis bringt. Heute war die Bundeskanzlerin zu Besuch.

Von Laura Hofmann

Als er Angela Merkel bei der Pressekonferenz im August 2015 den mittlerweile berühmten Satz „Wir schaffen das!“ sagen hörte, da bekam Markus Kreßler Gänsehaut. Der 27-Jährige Berliner versuchte damals seit einem Jahr, mit einer Handvoll Ehrenamtler eine Uni für Geflüchtete zu gründen. „Ich war in dem Moment stolz, Bürger dieses Landes zu sein“, erzählt er.

Damals fehlte es noch an Unterstützung, an Geld; doch an diesem Freitag im August 2017 ist die Bundeskanzlerin bei Kreßler und seinen Mitgründern im Büro am Festungsgraben 1 zu Besuch, um die Geschichten von geflüchteten Studierenden zu hören.

Viel ist seit der berühmten Pressekonferenz passiert: Im Herbst 2015 gründete Kreßler mit Vincent Zimmer und Christoph Staudt Kiron Open Higher Education, eine Bildungsplattform, die Geflüchteten den Zugang zu Hochschulen ermöglicht. Heute sind 2700 Studierende auf der Plattform angemeldet, es gibt vier Standorte in drei Ländern sowie 47 Partnerhochschulen in acht Ländern.

Die Initiative wird unter anderem von der Schöpflin Stiftung finanziert, vom Bildungsministerium und der Bertelsmann Stiftung. An diesem Freitag teilte außerdem Goldman Sachs mit, Kiron mit 150.000 US-Dollar zu unterstützen. Das Konzept: In einer ersten Studienphase absolvieren die Studenten Onlinekurse in Form von sogenannten Massive Open Online Courses (MOOCs), die sie für die Weiterführung ihres Studiums an einer Partnerhochschule von Kiron qualifizieren.

Der Vorteil für Flüchtlinge besteht vor allem darin, dass sie für eine Aufnahme des Studiums durch die Onlinekurse weder über fortgeschrittene Deutschkenntnisse verfügen müssen, weil die Inhalte auf Englisch sind, noch brauchen sie zu Beginn alle für die Zulassung normalerweise notwendigen Dokumente.

Merkel will Zugang zu Hochschulen für Flüchtlinge vereinfachen

Ahmad, 25, aus Syrien ist der Erste, der nun erfolgreich an eine richtige Uni gewechselt ist, und zwar an das Bard College Berlin, wo er nach einem halben Jahr digitalem Lernen und 23 bestandenen Online-Kursen den Studiengang Politics, Economics and Social Thoughts studiert. Stolz berichtet er der Bundeskanzlerin von seinem Erfolg. Allerdings wäre es für ihn unmöglich, an einer staatlichen Uni zu studieren, weil er erst kurz vor der B2-Prüfung in Deutsch steht.

Merkel zeigt sich beeindruckt: „Wenn man Sie Deutsch sprechen hört, versteht man nicht, warum Sie noch eine spezielle Deutschprüfung bräuchten.“ Sie kündigte an, mit dem Bildungsministerium darüber zu sprechen, die Barrieren in Form von Sprachtests beim Zugang zur Hochschule abzuschwächen.

Überhaupt gibt sich die Kanzlerin im Gespräch mit den Geflüchteten sehr zugänglich, stellt viele Fragen, wirkt ehrlich interessiert an den Herausforderungen, denen die mit ihr auf dem Podium sitzenden jungen Menschen in Deutschland begegnen. Ob Deutschland helfen solle, Aleppo wieder aufzubauen, obwohl Assad dort immer noch herrsche, will sie vom Syrer Ehab wissen. „Ich möchte nur Frieden“, antwortet dieser. Das soll Ja bedeuten.

„Wie werden Sie in Deutschland behandelt?“, fragt Merkel und Nyima aus Gambia antwortet, als muslimische Frau, die Kopftuch trägt, werde sie ständig angestarrt, hätte einen Job nicht bekommen. Warum Deutschland es afrikanischen Flüchtlingen wie ihr, die in ihrer Heimat als Journalistin verfolgt wurde, so schwer mache, hier anzukommen, will sie wissen. Merkel gibt erwartbare Antworten: Dass viele Menschen, die aus Afrika kommen, Wirtschaftsflüchtlinge seien, die von ihren Familien geschickt würden. Dass Deutschland nicht alle Menschen aufnehmen könne. Stattdessen müssten Fluchtursachen bekämpft werden.

Zum Abschluss wendet sich Merkel nochmal an alle Geflüchteten auf dem Podium: „Sagt euren Leuten: Integriert euch, lernt die Sprache, dann bekommt ihr hier auch Hilfe.“

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