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Berlin: Bildungspolitik: Die Treue zur Kiez-Schule wurde nicht belohnt

Die Frage ist wichtig, sie treibt jedes Jahr tausende Eltern um, aber eigentlich dürfte sie gar nicht gestellt werden: Auf welche Grundschule bringe ich mein Kind? Das Schulgesetz sagt, dass jedes Kind zu einer bestimmten Schule in seinem Einzugsgebiet gehört.

Die Frage ist wichtig, sie treibt jedes Jahr tausende Eltern um, aber eigentlich dürfte sie gar nicht gestellt werden: Auf welche Grundschule bringe ich mein Kind? Das Schulgesetz sagt, dass jedes Kind zu einer bestimmten Schule in seinem Einzugsgebiet gehört. Aber immer mehr Eltern treten die Flucht an, weil "ihre" Schule sozialer Brennpunkt mit hoher Ausländerrate ist. Jetzt hat das Landesschulamt eine Entscheidung gefällt, die diese Tendenz noch verstärkt.

Vor den großen Ferien hingen im Kiez rund um den Klausener Platz Zettel. Da wurden Eltern gesucht, die im Einzugsgebiet der Nehring-Grundschule wohnten und wild entschlossen waren, den Kiez nicht zu verlassen. Die Idee war folgende: Wenn sich genügend deutsche Kinder fänden, die auch auf die Schule gehen wollten, könnte man vielleicht noch zweifelnde Eltern überzeugen, ihre Kinder auch zur "Nehring" zu schicken. Damit wäre die Gefahr gebannt, dass wieder eine Berliner Schule über die kritische Marke von 50 Prozent Ausländeranteil steigt.

Tatsächlich fand sich eine Elterngruppe, die dann beim Schulleiter auftauchte, um für gute Startbedingungen zu werben. Der Erfolg gab ihnen zunächst recht: Ihre Klasse bekam zwei Teilzeit-Lehrer, die seit Jahren als Team erfolgreiche Arbeit leisteten. Vier Wochen lief alles bestens, dann kam die Enttäuschung: Weil an einer anderen Charlottenburger Schule ein Lehrer fehlt, soll jetzt das Team auseinandergerissen werden. Und gehen soll damit ausgerechnet der einzige Lehrer der Schule, der eine spezielle Ausbildung für die Vermittlung von "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) hat. Und dies, obwohl seine "neue" Schule überhaupt keine Ausländerproblematik hat.

"Das Landesschulamt geht zu wenig auf die individuelle Situation der Schulen ein", meint Charlottenburgs Bürgermeister Andreas Statzkowski (CDU), der sich jetzt an die Schulräte wenden will. Statzkowski ist auf das Problem aufmerksam geworden, weil die Elternschaft nicht locker lässt. "Wenn es bei der Versetzung bleibt, kann ich meinen Nachbarn nicht mehr raten, ihre Kinder auf diese Schule zu schicken", steht für Anneke Godding fest, die mit so viel Elan für den Verbleib in ihrem Kiez gekämpft hatte. Jetzt setzt sie noch ein paar Hoffnungen auf eine Diskussion in der Nehring-Schule am heutigen Abend um 18.30 Uhr mit SPD-Chef Peter Strieder und Statzkowski. Da soll es um den Kiez gehen, um die drohende "Verslumung" und die Frage "Wie geht"s weiter?".

sve

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