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Berlin: Billigere Behandlung durch ambulante Operationen

Von Ingo Bach Der neue Krankenhausplan, an dem die Senatsgesundheitsverwaltung arbeitet, soll die ambulante Behandlung gegenüber der stationären Therapie stärken. „Wir wollen weg von der sturen Bettenzählerei hin zu einer Leistungsplanung", sagt Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse.

Von Ingo Bach

Der neue Krankenhausplan, an dem die Senatsgesundheitsverwaltung arbeitet, soll die ambulante Behandlung gegenüber der stationären Therapie stärken. „Wir wollen weg von der sturen Bettenzählerei hin zu einer Leistungsplanung", sagt Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse. Soll heißen: Der Senat will den Bettenabbau den Krankenhäusern nicht verordnen, sondern im Konsens erarbeiten. Denn „ab 2007 werden die Krankenhäuser nicht mehr nach der Liegedauer der Patienten, sondern nach der behandelten Krankheit bezahlt. Diese ,Fallpauschalen‘ führen dazu, dass die Kliniken ihre Betten nicht mehr voll kriegen.“ Und wenn man die Kapazität ohnehin reduzieren müsse, könne man das auch geplant tun.

Derzeit werden noch viele Krankheiten stationär behandelt, obwohl es auch ambulant möglich wäre. Schulte-Sasse will, dass die Krankenhäuser freiwillig offenlegen, wie viele ihrer Patienten wirklich auf die Station gehören – wie viele Betten die Kliniken folglich einsparen könnten, wenn sie die Kranken nach der OP nach Hause schickten. Die Krankenhäuser stimmten dem auch zu. Denn die Fallpauschalen geben dem Staatssekretär ein Druckmittel in die Hand, über das seine Vorgänger nicht verfügten.

Wolfgang Schäfer, Vorstandschef der Krankenhausgruppe Vivantes, hat bereits Unterstützung signalisiert. „Die Fallpauschalen sind schon in unseren Unternehmensplanungen wie auch in die Budgetvereinbarungen mit den Krankenkassen eingegangen."

Derzeit suchen viele Berliner Kliniken nach einer Strategie, um mit den Fallpauschalen zurechtzukommen. Wenn die Häuser ihre Größe behalten wollen, dann müssen sie ihre ambulanten Kapazitäten ausbauen. Möglich wäre zum Beispiel, dass sich die Krankenhäuser für diese Behandlungen niedergelassene Ärzte auf die Stationen holen, sprich: dass sie nicht mehr benötigte Bereiche an die Mediziner vermieten.

Auch die Zeiten, die die Patienten nach der Operation im Krankenhaus bleiben müssen, werden sich weiter reduzieren. Im Universitätsklinikum Charité denkt man darüber nach, das Bettenhochhaus in Mitte von einem privaten Investor in ein Hotel umbauen zu lassen, in dem die entlassenen Patienten nachbehandelt werden könnten.

Beifall bekommt Schulte-Sasse von den Krankenkassen. „Die Herangehensweise ist in Ordnung", sagt Reiner Ziebeil vom Landesverband Ost der Betriebskrankenkassen. Viele Ärzte würden nur deshalb Patienten zur stationären Behandlung in die Krankenhäuser überweisen, weil sie für eine ambulante Behandlung keine ausreichende Vergütung erhielten. So könnten zum Beispiel 95 Prozent der Operationen am Grauen Star ambulant vorgenommen werden.

Schulte-Sasse zieht zur Orientierung einen Katalog von Krankheiten heran, die nicht unbedingt im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Liste wurde von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Deutschen Krankenhausgesellschaft erarbeitet und enthält 47 Behandlungen, darunter Katheteruntersuchungen des Herzens, Schließung einer Gaumenspalte oder Operationen von Netzhautablösungen am Auge. Der Berliner Ärztekammerpräsident Günther Jonitz stimmt Schulte-Sasse grundsätzlich zu. Problematisch sei es nur, wenn man bei der Entscheidung über die ambulante oder stationäre Behandlung nur stur nach Katalog entscheide. „Da muss man jeden einzelnen Fall prüfen.“ Schulte-Sasse beruhigt: „Wo es medizinisch nötig ist, wird natürlich weiterhin stationär operiert.“

Spätestens im Oktober soll der Entwurf des ab 2003 gültigen Krankenhausplanes vorliegen. Wie viele der jetzt 23 000 Berliner Krankenhausbetten man abbauen müsse, ob 1000 oder vielleicht gar 2500, das sei noch völlig offen, sagt Schulte-Sasse.

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