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Berlin: Bioterrorismus: Preiswerte Gasmasken werden schon knapp

21 Gasmasken kaufte ein Firmenchef für sich und seine Angestellten - dies ist der jüngste Verkaufsrekord im "Military Store" an der Kurfürstenstraße. "Die preiswerten Modelle sind schon knapp", sagt Ladeninhaber Volker Dollak.

21 Gasmasken kaufte ein Firmenchef für sich und seine Angestellten - dies ist der jüngste Verkaufsrekord im "Military Store" an der Kurfürstenstraße. "Die preiswerten Modelle sind schon knapp", sagt Ladeninhaber Volker Dollak. Nur moderne Masken für 300 Mark habe man noch in größerer Zahl. Auch in anderen Armee-Shops zeigt sich die Angst vieler Berliner vor Terroranschlägen mit biologischen oder chemischen Kampfstoffen. Während die Läden sonst vor allem Kleidung verkaufen, sind nun Gasmasken der Renner. Einige Händler haben trotz ihrer zusätzlichen Einnahmen gemischte Gefühle. Denn die Erwartungen der Käufer an den Schutz sind meistens zu hoch.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Themenschwerpunkte: Gegenschlag - Afghanistan - Bin Laden - Islam - Fahndung Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Durchschnittlich fünf Gasmasken pro Tag verkauft Dollak. "Es kommen vor allem Alte", sagt er. Rentner erzählten ihm, wie sie im Zweiten Weltkrieg bei Bombenangriffen verschüttet wurden. Der Händler selbst rechnet nicht mit Bio-Terror in Berlin - bei ihm zu Hause lagert keine Gasmaske.

Der Steglitzer Laden "Scout" nennt sich "Kaufstätte der Jugend" für Zelte, Rucksäcke und Armeekleidung. Aber auch dorthin kommen jetzt "meistens Ältere, die Kriegszeiten durchlebt haben", wie Inhaber Thomas Michutta berichtet. Bei ihm werden täglich etwa 30 israelische Gasmasken für je 39 Mark gekauft, häufig zusammen mit "Notkochern" und passendem Brennstoff.

In den meisten Läden beginnen die Preise bei 15 Mark. Dafür bekommt man eine Gasmaske der Nationalen Volksarmee (NVA) oder einer anderen Ostblock-Armee. "Diesen Gasmasken traue ich nicht", sagt Michutta, der sie deshalb auch nicht führt. Beim Weddinger "US Freizeit Shop Berlin" rufen täglich etwa zehn Interessenten an. Doch Inhaber Hans Himmelbach hat seine ABC-Schutzmasken der Bundeswehr aus den Regalen genommen. Bis zu den Anschlägen in den USA war das Angebot für Soldaten gedacht, etwa als Ersatz für verloren gegangene Masken. In das Geschäft mit der Angst "wollten wir nicht einsteigen", sagt Himmelbach. Er habe im Wehrdienst mit Gasmasken geübt und wisse, dass es zur Handhabung "eines Trainings bedarf".

Bis zu 100 Gasmasken pro Tag verkaufte das Charlottenburger "Army Depot" in den ersten Tagen nach dem Terror in Amerika; jetzt sind es fünf bis zehn. Die Kundschaft "geht quer durch alle Schichten", sagt Inhaber Bernd Kamieth. Er meint, dass "die Panik nachlässt", weil die Bürger inzwischen besser informiert seien.

Der Internet-Händler Peter Cordey deklariert NVA-Restbestände in seinem Sortiment ausdrücklich nur als "Dekoration". Es fehle "jegliche Zulassung" als Atemschutzgerät. Die Filter seien nach zehn Jahren Lagerung unbrauchbar und ohnehin nicht für Gift konstruiert. Dem Militär sei es um "chemische Gefahren" gegangen, wie sie etwa nach Explosionen auftreten könnten. Trotz dieser Warnungen werden bei Cordey jeden Tag rund 50 NVA-Gasmasken für 34,90 Mark bestellt. Er empfiehlt neue Masken aus deutscher Produktion. Das von der Feuerwehr verwendete Top-Modell für 349 Mark wird mehrmals täglich geordert.

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