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Berlin: Bis nichts mehr geht

Mit welcher Strategie Verdi in einen Streik gehen will

Der sofortigen Austritt des Senats aus dem Arbeitsgeber-Verband ist für die Juristen der Gewerkschaft Verdi nicht rechtens – deswegen laufen die Vorbereitungen für den ersten Streik im Öffentlichen Dienst seit 1992 unverändert weiter. Seit Tagen sind rund 20 Gewerkschafter damit beschäftigt, eine Streik-Strategie auszutüfteln. Eines ist schon klar: Stufenweise soll der Druck auf den Senat und die Berliner gesteigert werden – erst gezielte Nadelstiche, dann massive Behinderungen in der ganzen Stadt. Intern wird damit gerechnet, dass ein Streik mehrere Wochen dauern könnte.

„Natürlich werden wir unsere Aktionen nicht wie ein harmloser Piepmatz starten, aber anfangs wollen wir es den Arbeitgebern natürlich noch ermöglichen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, sagte die stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin, Gabi Lips. Mit möglichst wenig Streikenden eine maximale Wirkung zu erzielen, lautet das strategische Konzept für die Anfangstage.

Mit einer lahm gelegten Schleuse oder dem Streik der Feuerwehrleute auf den Flughäfen ließe sich ein kostengünstiger Arbeitskampf mit großer Wirkung erreichen. „Die Trümpfe - und dazu gehört die Stadtreinigung - könnte man nach zwei oder drei Wochen ziehen, falls dann bei den Arbeitgebern immer noch nichts passiert sein sollte“, sagt Norbert Grasnick, Verdi-Beratungssekretär bei der Stadtreinigung BSR. Der Verdi-Vertrauensmann bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), Rainer Döring, denkt in dieselbe Richtung: „Wir wollen steigerungsfähig bleiben und nicht gleich am Anfang unser ganzes Pulver verschießen. So könnte es zwar in den ersten Tagen zu kurzzeitigen und gezielten Streik-Aktionen kommen. Doch nach einer Woche ohne Reaktion der Arbeitgeber könnte auch die BVG voll in den Ausstand einbezogen werden.“

Die Gewerkschafter denken an die Streikkasse. Diese wird umso stärker belastet, je mehr Mitglieder streiken. Denn: Lohnausfälle werden, abhängig vom jeweiligen Einkommen, von der Gewerkschaft ausgeglichen. „Wir hoffen auf das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Gabi Lips, die stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin. In den vergangenen Tagen seien viele Anrufe und Mails gekommen, in denen sich die Menschen positiv zu einem Streik äußerten. Wie viele Menschen angerufen haben, konnte Lips allerdings nicht sagen.

Heiko Wiegand

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