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Buntes Treiben. In den Innenstadt ist die Stadtreinigung bereits mit Kehrmaschinen, Laubbläsern und Besen unterwegs, um das Herbstlaub einzusammeln.

© dapd

Berliner Stadtreinigung: Am Stadtrand bleiben die Laubberge liegen

Die Berliner Stadtreinigung ist derzeit mit 1600 Mitarbeitern im Großeinsatz, um das Herbstlaub aufzusammeln. Doch mancher Anwohner ist so genervt, dass er selbst zum Müllsack greift.

Die Bäume werden kahl, dafür sind die Gehwege übersät mit buntem Herbstlaub, das bei Regen schnell eine schmierig-rutschige Schicht bildet. Insbesondere in den Nebenstraßen der Außenbezirke beklagen Anwohner, dass seit Wochen das Laub nicht beseitigt wird. Wir tun, was wir können, versichert aber der Sprecher der dafür zuständigen Stadtreinigung, Bernd Müller.

Der herbstliche Kampf mit den Blättern ist der Preis, den die Berliner dafür zahlen müssen, in einer der grünsten Städte der Welt zu leben. Mehr als 400 000 Straßenbäume gibt es in der Hauptstadt und die produzieren alljährlich zwischen Oktober und Dezember an die 95 000 Kubikmeter Laub – genug, um 1900 Güterwaggons zu füllen. Die Laubbeseitigung hat für die rund 1600 Straßenkehrer, die täglich in zwei Schichten zwischen 6 und 21 Uhr unterwegs sind, derzeit höchste Priorität.

Bei 13 540 Straßen mit einer Gesamtfläche von 890 Quadratkilometern kein leichtes Unterfangen. Da haben die 508 Hauptstraßen der Reinigungsklasse A1, in denen auch täglich der Schmutz gekehrt wird, den Vorrang. Und die 6400 Siedlungsstraßen der Klasse A4 sowie 2612 BSR-pflichtige Privatstraßen und 103 „Straßen außerhalb geschlossener Ortslage“, in denen sich die Männer in Orange auch sonst nur einmal pro Woche sehen lassen, stehen ganz hinten auf der Rangliste. Dafür zahlen die Anlieger hier auch nur ein Siebentel der Reinigungsgebühren. Über die Klassifizierung entscheidet übrigens die Straßeneingruppierungskommission bei der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz.

Wo es möglich ist werden Kehrmaschinen eingesetzt, erläutert BSR-Sprecher Bernd Müller. Wo das nicht möglich ist, muss mit dem Besen gefegt werden. Dann wird das Laub oft an Sammelplätzen aufgeschichtet und von Fahrzeugen mit Ladekran abgeholt. Die gelb-braun-rote Pracht geht komplett zur ökologischen Verwertung an Großkompostieranlagen im Umland. Dort wird auch den Larven der Miniermotte an den Rosskastanienblättern der Garaus gemacht.

Ein zusätzliches Problem der BSR ist, dass die Straßen oft kurz nach dem Durchzug der Kehrtruppe schon wieder so aussehen, als wären sie nie gefegt worden. Das liegt daran, dass die unterschiedlichen Baumarten ihre Blätter auch zu unterschiedlichen Zeiten abwerfen. Deshalb sind in den Herbstmonaten jeweils mehrere Durchgänge erforderlich.

Manch genervter Anwohner einer Nebenstraße kauft dieser Tage Laubsäcke zum Stückpreis von drei Euro, um die Blätter vor seiner Haustür selbst einzusammeln. Rund 50 Euro lässt sich das ein Hermsdorfer jährlich kosten. BSR-Sprecher Müller rät zur Geduld. Seine Truppe kommt garantiert noch vorbei – nur wann, das ist die Frage.

Die Säcke sind eher für das Laub auf dem eigenen Grundstück bestimmt und werden, gefüllt und am Straßenrand abgestellt, ebenfalls eingesammelt. Streng verboten und mit Geldbuße bedroht ist es dagegen, die Blätter aus dem eigenen Garten vor dem Anrücken der Kehrmannschaft einfach über den Zaun auf den Gehsteig zu schaufeln. Gemacht wird es trotzdem. Freundliche BSR-Mitarbeiter, so berichten sogar Leser vom südlichen Stadtrand, hätten ihnen dies sogar empfohlen.

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