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Berlin: Bischof kämpft um Fakultät

Heute neues Spitzentreffen zur Theologie an der Humboldt-Uni

Der Streit um die theologische Fakultät an der Humboldt-Universität geht in eine neue Runde. Heute treffen sich der Berliner Bischof Wolfgang Huber, Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) und Universitätspräsident Jürgen Mlynek. Unterstützt werden die Theologen jetzt auch von CDU-Politikern: Parteichefin Angela Merkel rät dem Theologieprofessor Richard Schröder, er solle für den Fortbestand der Fakultät kämpfen. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, Günter Nooke, und der Berliner CDU- Fraktionschef Nicolas Zimmer finden es „unverständlich, dass gerade in Zeiten einer Wertediskussion die traditionsreiche theologische Fakultät zur Disposition steht“. Heinz Ohme, der Dekan der theologischen Fakultät, warf der Universitätsleitung am Dienstag „theologiefeindliche Ressentiments“ vor.

Fünf der 15 Professorenstellen sollen gestrichen und die Fakultät mit anderen Fächern zusammengelegt werden. Ohne eine eigenständige Theologie wäre der Fakultätskanon, wie ihn die Gebrüder Humboldt vorsahen, unvollständig. „Das kann sich eine Universität nicht leisten, die geistige Impulse geben und Elite-Uni werden will“, sagt Monika Grütters, die kulturpolitische Sprecherin der Berliner CDU. Besonders die Studenten im Grundstudium hätten zu leiden, wenn, wie geplant, auch noch die Hälfte der 24 wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen wegfallen würde. Die theologische Fakultät an der Humboldt-Universität ist mit rund 1000 Studenten die größte in Deutschland.

„Mit zehn Professorenstellen kann es auf keinen Fall gehen“, sagt Wolfgang Huber. Dann wäre nur die minimale Ausstattung für Forschung und Lehre in der Theologie gegeben, das besondere Profil der Berliner Fakultät aber würde wegfallen. Dazu gehören insbesondere der Lehrstuhl für Philosophie und die Schwerpunkte Religionswissenschaft und Ökumene sowie christlich-jüdische Studien und Ostkirchengeschichte. Huber besteht außerdem auf der Selbstständigkeit der theologischen Fakultät. Diese sei notwendig; sie sei im preußischen Staatskirchenvertrag von 1931 festgeschrieben, der 1993 bestätigt worden sei. Deshalb ist es in seinen Augen „gar keine Frage“, dass die Selbstständigkeit der theologischen Fakultät vom Land und der Universität gewährleistet werden müsse.

Wissenschaftssenator Thomas Flierl sieht das offenbar anders. Er interpretiert den Preußen-Vertrag so, dass dort zwar Fakultätsrechte zugesichert werden, etwa eigenständige Promotions- und Habilitationsrechte, aber nicht der Status als Fakultät. „Entlang dieser Diskussion wird das Gespräch wohl laufen“, sagt Flierls Sprecher Torsten Wöhlert. Wenn die Theologen mit anderen Fächern zusammengelegt würden, könnten diese künftig bei der Besetzung neuer Professorenstellen in der Theologie mitreden – für Richard Schröder nicht akzeptabel: „Solange es um die Ausbildung von Pfarrern geht, kann nicht eine Mehrheit von Nicht-Christen darüber entscheiden.“

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