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Berlin: Bitte lächeln

Die Chinesen kommen – als Touristen Ein Ratgeber gibt Verhaltenstipps für Deutsche

Hoteliers, die ihren Gästen Wasserkocher ins Zimmer stellen, leben gefährlich. Chinesische Gäste benutzen derlei Gerätschaften gern zum Nudelkochen, woran die Kocher dann leicht kaputtgehen. Das ist aber nur ein kleiner Schmerz angesichts einer erfreulichen Entwicklung. Die Zahl der Chinesen, die sich eine Deutschlandreise gönnt, wird immer größer. Im Jahr 2005 kamen insgesamt 27 981 Chinesen nach Berlin und zahlten für 64 382 Übernachtungen, sagt Christian Tänzler von der Berlin Tourismus Marketing GmbH. Im vergangenen Jahr waren es in den ersten neun Monaten bereits 22 836 Touristen und 54 400 Übernachtungen. Auf diese Klientel muss man sich einstellen. Deshalb hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) jetzt einen Führer vorgelegt: „Was Sie schon immer über chinesische Touristen wissen wollten“.

Deutsche Esssitten etwa sind eine echte Herausforderung. Drei warme Mahlzeiten am Tag sind Standard für Chinesen. Der deutsche Brauch, morgens und abends Brot mit Aufschnitt zu essen, kommt ihnen in der Regel schrecklich vor. Deshalb auch sollten Hoteliers ihre Minibars unbedingt mit Fertignudelsuppen in Plastikgefäßen bestücken. Da die meisten Chinesen eine Laktoseunverträglichkeit haben, sollte man chinesischen Gästen weder Käse noch Joghurt anbieten. So was führt umgehend zu Magen- Darm-Problemen. Deshalb ist es vielleicht kein Wunder, dass Chinesen auch auf Reisen am liebsten chinesisch essen.

Von deutschen Tischnachbarn wird dabei Toleranz erwartet für laute Unterhaltungen, Gesellschaftsspiele, ausgiebigen Tabakkonsum und eine gewisse Unbefangenheit beim Umgang mit Tischabfällen. In China gibt es meist Papiertücher, die am Ende eines Gelages schlicht zusammengerollt und weggeworfen werden. Dafür gehen Chinesen zum Naseputzen grundsätzlich zur Toilette. Sie ekeln sich bei dem Gedanken, man könne sich bei Tisch schnäuzen. Dafür haben viele kein Problem damit, zu rülpsen und zu schmatzen. Letzteres darf man als Kompliment verstehen.

Allerdings sind sie sehr bemüht, sich anderen Sitten und Gebräuchen anzupassen. Die Autorin des Ratgebers hat in chinesischen Reiseführern detaillierte Benimmhinweise entdeckt. Aus denen lernen die chinesischen Gäste zum Beispiel, dass es in Deutschland nicht üblich ist, im Pyjama auf die Straße zu treten oder zur Entspannung rückwärtszugehen.

Das Buch ist nicht nur für Hoteliers interessant, sondern für alle, die Berlin- Gästen ein gutes Bild der Stadt vermitteln wollen. Es verweist zum Beispiel auf das chinesische Sprichwort: „Die Eltern haben uns nur das Leben gegeben, aber der Kunde lässt uns Geld verdienen und am Leben bleiben.“ Weshalb es Chinesen auch entsetzlich stört, wenn sie ohne Lächeln bedient werden.

Sylvia Lott: Was Sie schon immer über chinesische Touristen wissen wollten. 98 Seiten, 12 Euro, www.verlag.dihk.de

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