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Berlin: Bittere Lehre

Freie Schulen erfreuen sich wachsender Beliebtheit, doch fühlen sich von den Bezirken oft unerwünscht

In manchen Bezirken haben Schulen in freier Trägerschaft einen schweren Stand. Erst werden die neuen Schulkonzepte vom Senat genehmigt, doch dann wollen die Bezirken keine Gebäude zur Verfügung stellen. Obwohl es an Schulplätzen mangelt und die Nachfrage groß ist. Zudem erhalten die finanziell benachteiligten freien Schulen auch noch weniger Senatszuschüsse als bereits vereinbart. Ein Beispiel: Seit einem Jahr sucht die internationale Cosmopolitan School in Mitte ein geeignetes Schulgebäude.

„Wir wollen die Schulangebote im Kiez ausbauen“, sagt Schulleiterin und Geschäftsführerin Yvonne Wende. Interessiert ist der Schulträger, die Europäische Bildungsstiftung, an dem ehemaligen Standesamt in der Rückerstraße. Das Gebäude gehört zum Liegenschaftsfonds des Landes Berlin. Derzeit laufen die Verhandlungen mit potenziellen Käufern. Noch ist die Cosmopolitan School nicht aus dem Rennen, rechnet sich jedoch nur geringe Chancen aus. Trotz eines finanzkräftigen Sponsors, der 6,1 Millionen Euro bereit- stellen würde, reicht sie an die höchstbietenden Interessenten nicht heran.

Mieke Senftleben, bildungspolitische Sprecherin der FDP, kritisiert, dass bei der Vergabe nicht die Stärkung des Schulstandortes Mitte berücksichtigt wird, sondern die Einnahmen, die sich das Land vom Verkauf der Immobilie erhofft, entscheiden. Der Bezirk solle dem Schulträger alternative Angebote machen, fordert sie. Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) nahm dazu gestern keine Stellung. Derzeit nutzt die internationale Privatschule mit Kita und Vorschule vier Räume der evangelischen Sophiengemeinde in der Großen Hamburger Straße. „Zum nächsten Schuljahr müssen wir hier raus, der Platz reicht nicht“, sagt Yvonne Wende. Sie legt Wert auf einen Standort in der Umgebung, weil 60 Prozent der Kinder dort wohnen, außerdem viele Eltern in der Nähe arbeiten. Von etwa 80 Kindern besuchen 42 die Vorschule, 28 den Unterricht bis zur vierten Klasse. Die Nachfrage ist groß, zu den bereits 60 Anmeldungen für das kommende Schuljahr kämen ständig neue hinzu. Langfristig ist die Schule als offene Ganztagsschule bis zum Abitur geplant. Das Schulgeld beträgt monatlich 250 Euro.

Damit der Schulbetrieb weitergehen kann, hofft Yvonne Wende auf eine bessere Kooperation mit dem Bezirk. Gemeinsam mit anderen Eltern startete sie bereits eine Initiative zur Gründung der Metropolitan School, von deren Konzept hat sie sich jedoch inzwischen distanziert. Internationale Privatschulen erleben einen Boom in Mitte, seit August 2006 ist auch die Phorms School dort ansässig.

Schlechte Erfahrungen macht die Evangelische Schulstiftung auch mit dem Bezirksamt Kreuzberg, wo der Träger eine Grundschule plant. Seit über zwei Jahren laufen die Verhandlungen mit dem Bezirksamt zur Schulnutzung der Gebäude in der Reichenberger Straße und der Bergmannstraße ohne Erfolg. Das eine Gebäude will der Bezirk beanspruchen, beim anderen soll der Bildungsträger Tüsdesb schneller gewesen sein. „Gespräche mit dem Bezirksamt kommen nicht zustande, alternative Angebote erhalten wir nicht“, berichtet Anneliese Steinke von der Evangelischen Schulstiftung. Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Grüne) sei daran gelegen, Konkurrenz zu den öffentlichen Schulen zu verhindern. Über 150 Eltern sind an der neuen Schule interessiert. „Sie sind frustriert und werden aus Kreuzberg wegziehen“, sagt Steinke. Katja Gartz

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