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Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten an der Küste der Normandie.

© AFP

Bizarrer Streit vor Berliner Gericht: Vater kämpft gegen Geschichtsbuch

Darf man die Landung der Alliierten "Invasion" nennen? Ein Vater sagt Nein. Der Herausgeber des beanstandeten Buches ist Berlins bekanntester Lehrer.

Der Vater eines 17-jährigen Kreuzberger Schülers wollte nicht hinnehmen, dass die Landung der Alliierten in der Normandie 1944 im Geschichtsbuch seines Sohnes als „Invasion“ bezeichnet wurde. Dies verunglimpfe die gefallenen Soldaten. Auch der Begriff „Offensive im Westen“ erschien ihm ungeeignet in Bezug auf den Angriff der Wehrmacht. Er stellte daher die Forderung nach dem Einsatz eines anderen Geschichtsbuches, was die Bildungsverwaltung aber ablehnte. Die Klage des Vaters wies das Verwaltungsgericht nun ab.

Das Gericht erteilt dem Kläger eine Abfuhr

„Eltern können nicht verlangen, dass bestimmte Schulbücher verwendet werden“, urteilten die Richter. Es reiche aus, dass die umstrittenen Begrifflichkeiten im Unterricht mit den Schülern diskutiert worden seien. Im Übrigen werde „gerade auch in den Ländern der beteiligten Alliierten der Begriff ,Invasion‘ für die Landung in der Normandie verwendet“. Dies habe der Kläger in der mündlichen Verhandlung selbst eingeräumt, heißt es im Urteil. Auf eine Verunglimpfung der alliierten Soldaten oder eine Verharmlosung der Angriffe der Wehrmacht deute in dem Schulbuch nichts hin. Kaum ein Bericht über die Vorgänge im Juni 1944 kommt ohne den Begriff "Invasion" aus. Dies gilt auch für den Internetauftritt des Deutschen Historischen Museums.

Herausgeber des Buches ist der Lehrer des Jahres 2013

Gegen das Urteil kann ein Antrag auf Zulassung der Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht gestellt werden. Bei dem Buch handelt es sich um das „Kursbuch Geschichte“ des Cornelsen Verlages. Herausgeber ist der Historiker und Lehrer des Jahres 2013 Robert Rauh. "Der Begriff 'Invasion', der bereits 1944 von den Alliierten verwendet wurde, beschreibt eine militärische Operation", sagte Rauh auf Anfrage. Keinesfalls würden damit die alliierten Soldaten diskreditiert.

Rauh ist nicht nur Lehrer am Lichtenberger Barnim-Gymnasium, sondern bildet auch selbst Geschichtslehrer aus. Er hat zudem die Bildungsverwaltung bei der Überarbeitung des neuen Rahmenplans beraten.

Dem Urteilstext zufolge stammt der Mann aus Frankreich.

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