zum Hauptinhalt
Jürgen Schulz im Kinderhospiz Sonnenhof, das die Stiftung 2002 eröffnet hatte. Als dieses Bild im vorigen Dezember entstand, leitete Schulz noch den Vorstand.

© dpa

Björn-Schulz-Stiftung: Der Gründer muss gehen

Generationenstreit und ein neuer Vorstand: In der Björn-Schulz-Stiftung, die unter anderem das Kinderhospiz Sonnenhof betreibt, gibt es Konflikte. Ihr Gründer Jürgen Schulz wurde abgewählt.

„Ich will, dass die Stiftung erhalten bleibt“, beteuert Jürgen Schulz. Eine andere Haltung des engagierten Gründers zu seinem Lebenswerk ist kaum vorstellbar, trotz der jüngsten dramatischen Stiftungsratssitzung. Vor wenigen Tagen ist der 74-jährige Berliner als Vorstand seiner Björn-Schulz-Stiftung, die seit 1996 Familien mit schwerst- und unheilbar kranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterstützt, abgewählt worden. Die Gründe wisse er nicht wirklich, sagt Schulz nun dem Tagesspiegel.

Das letzte Jahr sei für ihn wegen vieler Vorwürfe, mit denen er – teils unausgesprochen – konfrontiert gewesen sei, eine „Tortur“ gewesen. Ein Wirtschaftsprüfer habe ihn vollkommen entlastet, ein von ihm eingeführter Nachfolger für den „kontinuierlichen Übergang“ sei „gut auf dem Weg gewesen“ – musste aber Ende Januar einer Kündigung durch den Stiftungsrat zuvorkommen.

Er selbst habe notwendige Verbesserungen zugunsten des Vier-Augen-Prinzips und einer Vorstands-Erweiterung befürwortet, sagt Schulz. Bis zuletzt hätte man doch miteinander reden können! Die öffentliche Begründung, er scheide altersbedingt aus, sei falsch, die Satzung erlaube Ausnahmen. Käme nicht doch noch für ihn ein Ehrenvorsitz infrage? Klar angeboten habe man ihm das nicht. Momentan sei er auch nicht bereit dazu, aber: „Ich bin keiner, der Nie sagt.“

Jürgen Schulz habe „die strukturellen Probleme gesehen“, gibt Bärbel Mangels-Keil zu, die mit Götz Lebhuhn (beide waren Stiftungsratsmitglieder) den zum Doppelamt erweiterten Vorstandsposten übernommen hat. „Er scheiterte aber an der Umsetzung.“ Die Stiftungsaufsicht habe angesichts der erfolgreich expandierenden Stiftung mehr Transparenz und Arbeitsteilung angemahnt. Der vom Gründer vorgeschlagene, als Abteilungsleiter eingestellte Kronprinz sei ein Banker gewesen, der nicht für alle Bereiche – vom medizinischen Anspruch über Fundraising bis zur Buchhaltung – gleichermaßen Kompetenz mitgebracht habe. Nach 18-jähriger Vorstandstätigkeit sei Schulz durch das Gefühl bestimmt worden, die Stiftung sei „sein Haus“, er wisse am besten, was zu tun sei.

Hausverbot habe man ihm nur eingeschränkt erteilt – um eine etwaige Akten-Entnahme zu verhindern. Anfang März werde der Stiftungsrat die neue Geschäftsführer-Stelle besetzen, ein Kandidat sei gefunden.

„Berthold Beitz hat die Krupp-Stiftung noch mit 99 Jahren geleitet“, sagt Rupert Graf Strachwitz, Direktor des Maecenata Instituts und Stiftungsexperte. „Die anderen hatten nichts zu sagen.“ Bei Schulz komme noch die starke familiäre Bindung an das Engagement hinzu: Nach dem Krebstod des kleinen Sohnes, der seiner Stiftung den Namen gab, habe Schulz seinen Beruf aufgegeben und als Unternehmer-Patriarch, „auf den alles zuläuft“, die Organisation „mit besonders viel Herzblut“ geführt.

Einen Nachfolger aufzubauen sei kompliziert, falls eine „eierlegende Wollmilchsau“ gesucht werde, die einerseits selbstständig agiert und andererseits tut, was der Senior will.

Wenn man so stark mit seinem Werk verbunden sei, „fällt es es schwer zu sehen, dass man abbaut“, sagt Strachwitz. Die Situation könne dann eskalieren und sogar dazu führen, „dass Menschen am Schluss ihr eigenes Lebenswerk beschießen“. Im gemeinnützigen Bereich sei die Nachfolgeregelung „besonders schwierig, weil es dort dafür keine eingeführten Rituale gibt“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false