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Berlin: Bleifrei nur im Osten

Für einen Austausch der Bleirohre bei den Trinkwasserleitungen sieht der Senat keinen Handlungsbedarf. Die Sanitär-Innung wünscht sich dagegen mehr Druck auf die Vermieter, die die Rohre ersetzten sollten.

Für einen Austausch der Bleirohre bei den Trinkwasserleitungen sieht der Senat keinen Handlungsbedarf. Die Sanitär-Innung wünscht sich dagegen mehr Druck auf die Vermieter, die die Rohre ersetzten sollten. In jedem zehnten Haushalt ist zu viel Blei im Trinkwasser, wie eine Studie der Universität Göttingen ergeben hat. Es stammt aus den alten Rohren. Vor allem der Westteil der Stadt ist betroffen. „Insgesamt ist die Qualität des Berliner Trinkwassers gut“, sagte die Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung, Roswitha Steinbrenner gestern.

Nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe sind von den rund 254 000 Hausanschlüssen heute noch etwa 29 000 aus dem für Kinder gefährlichen Schwermetall. Die Wasserbetriebe lassen diese Rohre auswechseln, sobald sie bei Bauarbeiten darauf stoßen. „Etwa tausend Rohre erneuern wir jedes Jahr“, so der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz. Im rund 7800 Kilometer langen unterirdischen Versorgungsnetz gebe es gar kein Blei.

Kritisch äußerte sich Klaus Rinkenburger, Geschäftsführer der Berliner Sanitär-Innung. Noch immer fließe in jedem fünften vor 1945 gebauten Haus das Wasser durch Bleirohre, schätzt er. „Im Westen der Stadt verschwanden die Bleirohre nach dem Krieg hinter Rigipswänden, während das Problem mangels Baustoffen im Osten sichtbar blieb und beseitigt wurde.“ Das Problem sei der Innung seit langem bekannt. Es fehle aber der gesetzliche Druck auf die Vermieter.

In den vergangenen Jahren hatten die Wasserbetriebe den Hausbesitzern ein Sonderprogramm angeboten, wonach sie die Bleirohre ersetzen lassen konnten – für eine Pauschale, die bei nur rund einem Viertel des tatsächlichen Preises lag. Mehrfach wurden die Wasserbetriebe vom Landesrechnungshof für dieses Angebot gerügt. „Von den Hauseigentümern hat das Programm kaum jemand genutzt“, so Natz. Jetzt soll es aus Geldmangel eingestellt werden.

Der Vermieter sei bei einem erhöhten Bleigehalt verpflichtet, die Rohre auszutauschen, so der Geschäftsführer des Mieterverbandes, Hartmann Vetter. In Berlin gelte die Regel: Das Wasser muss eine Minute lang aus dem Hahn laufen; wird dann immer noch eine Bleikonzentration über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm je Liter festgestellt, muss der Vermieter die Rohre austauschen. Das sei in Berlin noch nie der Fall gewesen. Bei geringeren Werten seien Klagen vor Gericht gescheitert. akl

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