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Da geht’s lang. Polizeiexperten sicherten den Fundort weiträumig und entschärften den Blindgänger in der Nacht erfolgreich. Dann konnten die Anwohner wieder in ihre Häuser. Foto: dapd

© dapd

Berlin: Blindgänger legt Zehlendorf lahm

250-Kilo-Bombe im Boden gefunden. 5000 Anwohner mussten aus der Sperrzone - dann war wieder Stille

Umsonst geschleppt. Johannes Dietschreit, 20, und Griet Bockhagen, 71, stehen mit ihren Akkordeons etwas verloren in der Gegend herum. Eigentlich wollten sie mit Musikern aus Bayern und der Schweiz mit ihrer Band „Euphonia“ in einem Rathaussaal üben. Und dann das: Bombenalarm in Zehlendorf, wieder einmal, 250-Kilo-Blindgänger, ausgegeben um 14 Uhr 30 auf der Baustelle für das edle Königsquartier an der Königstraße Ecke Ahornstraße. Die Polizei schickte erst ihre Kriminaltechniker los – und sperrte die Straßen am frühen Abend in einem Sperrzonenradius von 350 Metern. 5000 Zehlendorfer mussten Häuser und Wohnungen verlassen, die Entschärfungsarbeiten waren um 22 Uhr beendet.

Vor wenigen Monaten erst fanden Minensuchdienste im Auftrag der Baufirma dort eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Nun klingelten die Beamten wieder bei hunderten Anwohnern, machten Lautsprecherdurchsagen. Nachts kreisten noch Helikopter über dem Gebiet, etliche Zehlendorfer waren beunruhigt. Herbert Großkopf, 89, und seine Frau Anneliese, 81, bewiesen aber ruhig Blut. Die beiden saßen spätnachmittags ruhig auf der Bank vorm Rathaus , mitgenommen hatten sie nichts, „wir vertrauen voll auf die Fachleute der Polizei“. Dann wurden sie mit anderen Bürgern in Sozialeinrichtungen etwa vom Roten Kreuz geleitet, dort waren Notquartiere eingerichtet. Auch die 17-jährige Schülerin Vanessa Tembrink kannte die Aufregung schon. „Beim letzten Mal musste ich am nächsten Tag eine MSA-Arbeit schreiben und hatte Geodreieck und Taschenrechner vergessen mitzunehmen.“ Diesmal machte sie sich mit Kleidung und Laptop auf den Weg zu ihrem Freund. Der Polizeieinsatz zog sich ein wenig länger hin als üblich, weil etliche Polizisten zuvor wegen des tödlichen Badeunglücks am Schlachtensee im Einsatz waren.

Auch in einer Adlershofer Siedlung mussten am Mittwoch Anwohner ihre Wohnungen wegen eines Sprengsatzes aus dem Zweiten Weltkrieg verlassen. Während der Entschärfung des wahrscheinlich von 1945 stammenden Sprengkörpers wurden rund 200 Menschen in Sicherheit gebracht. Die Evakuierung der Gegend um die Genossenschaftsspitze lief bis zum späten Nachmittag. Es gab eine Sperrzone von 300 Metern, auch eine Kita wurde geräumt. Etwa 100 Beamte waren im Einsatz, um 16 Uhr 40 war alles wieder ruhig. Erst am Anfang des Monats musste wegen eines Bombenfundes in der Havel die Badestelle in Töplitz bei Potsdam geräumt werden. Im Mai musste eine Weltkriegsbombe an der Oberbaumbrücke entschärft werden. Kurz zuvor war eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Kleinmachnow sicher abgeräumt worden.

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