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Berlin: Bloß keine kleinen Brötchen

Möchtegern-Unternehmer landete als Betrüger vor Gericht

Der Großvater sagte immer: „Junge, lebe bescheiden, selbstkritisch und diszipliniert“. Als hätte er geahnt, dass sein überaus intelligenter Enkel an diesen Tugenden scheitern und auf die schiefe Bahn geraten würde. Seit zehn Jahren wollte Dieter K. immer wieder zu hoch hinaus und landete mehrfach wegen verschiedener Schwindeleien vor Gericht. Auch im gestrigen Prozess gegen den Nachrichtentechniker ging es um Betrug. Vier Jahre lang soll der 42-Jährige Geld von Bekannten erschlichen und für eine erfundene Firma diverse Waren bestellt, aber nicht bezahlt haben. Laut Anklage richtete er einen Schaden in Höhe von rund 87 000 Euro an.

„Ich weiß bis heute nicht, warum ich das gemacht habe“, sagte K. und gab vor dem Landgericht die 60 angeklagten Fälle zu. Es waren kleine und große Dinger: Mal fuhr er für rund 45 Euro im Taxi durch Berlin und konnte dann nicht bezahlen, mal ließ er sich Lebensmittel, Spirituosen oder elektronische Geräte in Mengen liefern. Im Krankenhaus gelang es ihm, einen Mitpatienten von einem angeblich tollen Geschäft mit Telefonkarten zu überzeugen. Da ergaunerte er rund 2800 Euro. K., der in der DDR wegen regimekritischer Äußerungen in Haft saß, hatte nach der Wende mehrere Firmen gegründet. Doch eine Pleite folgte der anderen und ließ seinen Schuldenberg wachsen.

Der technisch versierte Mann mit Erfindergeist sei ein hoch gebildeter Mensch, sagte ein medizinischer Gutachter. „Er neigt aber dazu, sich zu überschätzen und unangenehme Dinge auszublenden.“ Gegen Dieter K. wurden drei Jahre und neun Monate Haft verhängt. Der Richter riet dem Angeklagten: „Für Sie ist es wohl besser, kleinere Brötchen zu backen.“

Kerstin Gehrke

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