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Berlin: Bloß nichts herbeireden

Piening und Junge-Reyer sehen keine Krawallgefahr

Nach den Ausschreitungen in Paris und anderen französischen Städten hat der Berliner Migrationsbeauftragte Günter Piening davor gewarnt, „Pariser Verhältnisse“ herbeizureden. „Eine flächendeckende Grundstimmung der Hoffnungslosigkeit bei vielen Jugendlichen gibt es hier nicht“, sagte Piening. Deshalb könne es in Berlin ausgeschlossen werden, dass aus einem „Funken ein Flächenbrand“ werden würde.

„Eine Stimmung der absoluten Ausgrenzung gibt es hier nicht“, ist sich Piening sicher. Viele Jugendliche würden hier auch kein Gefühl der Ausgrenzung erfahren. Die Berliner Einwandergruppen seien in der Stadt Bestandteil der Gesellschaft und würden auch nicht in tristen Vororten wie in den Banlieues bei Paris wohnen und leben.

Die Integrationspolitik umfasse alle Bereiche des öffentlichen Lebens – auch die Wirtschaft. Bei einem Anteil von 40 Prozent arbeitslosen Jugendlichen mit Migrantenhintergrund – der Anteil unter deutschen Jugendlichen beträgt rund 20 Prozent – müssten Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen werden. Allerdings sind auch die türkischen Unternehmen gefordert: Von 5400 türkisch geführten Unternehmen bilden nach Auskunft der Industrie- und Handelskammer nur 80 bis 100 Betriebe aus; von 35 000 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gibt es nur 490 für türkische Jugendliche.

Der Migrationsbeauftragte setzt auf die Verzahnung der Integration: Quartiersmanagement, Bildungspolitik mit der Wirtschaftsstruktur. Schulen und Kitas sollten zum Beispiel stärker mit Migrantenvereinen zusammenarbeiten.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) unterstützt Piening. Ghettoähnliche Zustände, die die Entwicklung in Paris unterstützt haben, „gibt es in Berlin nicht“, so die Senatorin. Sie plädiert dafür, den Jugendlichen in den Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil eine Perspektive zu bieten: „Wir brauchen Schulen, die mit ihren Angeboten den Jugendlichen Selbstbewusstsein vermitteln und sie beim Spracherwerb unterstützen.“ Sie appellierte an die Wirtschaft, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Das Gefühl, gebraucht zu werden, sei die beste Prävention gegen Krawalle. sib, oew

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