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Berlin: Blühende Bildungslandschaften

Tausende Eltern informierten sich beim Ersten Berliner Tag der freien Schulen über Angebote für ihre Kinder

Hubertus Behnert redet pausenlos. Der Elternvertreter vom katholischen CanisiusKolleg stellt seine Schule beim Ersten Berliner Tag der freien Schulen vor und kann sich vor Anfragen kaum retten. „Ich bin positiv überrascht, wie groß das Interesse ist“, sagt er. Neben 25 weiteren privaten Schulen hat auch das Canisius-Kolleg in der Akademie des Französischen Doms einen Informationsstand aufgebaut, wo sich am Sonntag rund 3000 Besucher tummelten. „Markt der Möglichkeiten“ haben sie ihre Veranstaltung genannt, denn die Besucher sollen erfahren, wie bunt die Berliner Bildungslandschaft ist.

Nicht nur zwischen den Informationsständen herrscht Gedränge. Auch vor den Toren des Doms ist viel los. Der Zirkus Molto Vitale von der Emil-Molt-Waldorfschule in Zehlendorf beweist, dass man in der Schule nicht nur Mathe und Englisch lernen kann, sondern auch Einradfahren, Jonglieren und Hochseilakrobatik. Die Zuschauer sehen es mit Begeisterung. Viele von ihnen kommen direkt aus dem Dom. Dort hatten Vertreter der evangelischen, katholischen und jüdischen Gemeinden ein interreligiöses Gebet vorbereitet. „Das war sehr bewegend“, sagt Barbara Witting, Leiterin der Jüdischen Oberschule.

Die meisten Besucher sind Eltern auf der Suche nach der geeigneten Schule für ihre Kinder. „Es gibt sehr viele Fragen nach Ganztagsbetreuung, und ob man bei uns Abitur machen kann“, sagt Siglinde Stricker von der Evangelischen Schule Neukölln. Aber neben Organisatorischem wollen viele Eltern vor allem wissen, welche Werte an den Schulen vermittelt werden. Ob humanistisch, konfessionell oder antroposophisch, das Interesse ist groß, denn den staatlichen Schulen wird immer weniger Vertrauen entgegengebracht. Brigitte Herbst ist aus Rheinland-Pfalz nach Pankow gezogen. Sie hat zwei Kinder, die nächstes Jahr eingeschult werden sollen. „Eigentlich wollte ich unsere Kinder nicht auf eine private Schule schicken, aber die staatlichen Berliner Schulen haben einfach keinen guten Ruf“, sagt sie. „Schon von außen sieht man, dass in Berlin für Kinder kein Geld ausgegeben wird.“ Jens Frohner sieht das ähnlich. Sein Sohn ist zwar erst ein paar Wochen alt und bringt der Veranstaltung tief und fest schlafend nur wenig Interesse entgegen. Sein Vater findet trotzdem, dass man sich über die Bildung seiner Kinder nicht früh genug Gedanken machen kann. „Ich habe in meinem Beruf viel mit Auszubildenden zu tun und bin schockiert, welche Defizite sie aus den staatlichen Schulen mitbringen. Da möchte ich dem Berliner Schulkonzept lieber aus dem Weg gehen. Hier kann man sich in Ruhe alle Alternativen ansehen.“

Die freien Schulen möchten ihre Veranstaltung gerne jedes Jahr wiederholen. Sie soll in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein, ähnlich wie der Tag des offenen Denkmals, heißt es in der gemeinsamen Broschüre. Angesichts der großen Resonanz sind die Chancen für das nächste Jahr jedenfalls sehr gut. sxl

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