zum Hauptinhalt

Berlin: Blumenhändler Roy Ramsaroop

Was für ein erfrischender Farbkontrast zu den vielen ernsten „Nordlichtern“ im Hotel Arosa: Sein bunt gestreiftes Hemd, der olivbraune Teint, die pechschwarzen dichten Haare und die eindringlichen dunkelbraunen Augen. Dazu eine schalkhafte, ansteckende Fröhlichkeit.

Was für ein erfrischender Farbkontrast zu den vielen ernsten „Nordlichtern“ im Hotel Arosa: Sein bunt gestreiftes Hemd, der olivbraune Teint, die pechschwarzen dichten Haare und die eindringlichen dunkelbraunen Augen. Dazu eine schalkhafte, ansteckende Fröhlichkeit.

Mit einem leichten englischen Akzent erzählt der Mann, der seit 1974 in Deutschland lebt, seine Lebensgeschichte. Seine indischen Vorfahren sind ab 1834 als „Fremdarbeiter“ auf die Zuckerrohrplantagen nach Guyana geholt worden, nachdem die Sklaverei dort verboten worden war. Aufgewachsen ist der Nachfahre Roy „in einem totalen Mischmasch“ von Religionen und Kulturen. Sein Vater war Christ und Kommunist, seine Mutter und die Großmutter waren Hindu. Der Familienname bedeutet „Abbild von Gott Ram“.

Mit 15 Jahren holte ihn sein Vater, der als Elektroingenieur in der DDR arbeitete, nach Rostock. Es gefiel ihm dort und ganz besonders gefielen ihm die Chancen auf eine gute Ausbildung. Erst ging es zu einem Sprachkurs nach Radebeul, dann zur Schule nach Greifswald und danach zum Studium der Nachrichten-Technik nach Ilmenau. 1983, nach neun Semestern, hatte er seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur, seine Frau Petra, auch Ingenieurin, und zwei gemeinsame Söhne Ray und Ron.

Er war frei zu reisen, wohin er wollte. Für sie hingegen, so erzählt er, war die Beziehung zu einem Ausländer in der DDR „nachteilig“. 1985 sind sie offiziell nach Guyana ausgereist und kurz danach nach West-Berlin „eingewandert“. Nicht lange, dann hatten beide gute Jobs bei einer Berliner Elektronikfirma.

Der Weg von dort zu den Blumen ging über seinen Vater, der seinen Sohn unbedingt als Berliner „Mann vor Ort“ haben wollte, um seine Blumen aus Südamerika hierher zu exportieren. So ging er also mal mit auf den Blumen-Großmarkt in der Friedrichstraße. Dabei „hat ihn etwas gebissen“. Was, weiß er auch nicht genau. Den alten Job hat er immer mehr an den Nagel gehängt.

Aus dem Biss ist heute ein global agierendes „Familienunternehmen“ geworden. Zu zwölft sind sie insgesamt, seine Frau und die Söhne arbeiten mit, programmieren und ersteigern per Telefon. Die meisten Blumen kommen aus Ecuador nach Amsterdam als Zuladung in Passagierflugzeugen. Mit drei großen Lkws und zwei Transportern schaffen sie die Verteilung an hunderte von Blumengeschäften und so bedeutsame Einzelkunden wie das Hyatt in Berlin. Ihren Anteil am Berliner Blumenmarkt schätzt er auf 10 bis 15 Prozent. Der Umsatz war zuletzt so um die sieben bis acht Millionen Euro. Das Geschäft, strahlt er, läuft und wächst „ganz wahnsinnig“. Aus Deutschland und Berlin möchte er nie mehr weg. Hier ist er zuhause, fühlt sich mit seiner heute noch größeren Familie wohl und verbessert mit Lust die Ergebnisse seiner Firma – und sein Handicap beim Golf.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Roy Ramsaroop ,

geboren am 6.5.1959 in Guyana, ist Diplomingenieur der Elektrotechnik und geschäftsführender Gesellschafter der Exotic Garden Blumenhandels GmbH in Berlin

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false