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Berlin: Blutspuren verwischt? Polizist unter Verdacht

Nach der Messerstecherei in Rudow und den tödlichen Schüssen auf einen SEK-Beamten ermittelt das Landeskriminalamt gegen einen Kollegen

Von Frank Jansen

Im Fall „Jungle Club“ gerät ein Polizist in ungeheuerlichen Verdacht: Das LKA ermittelt gegen den stellvertretenden Leiter einer Wache, der vermutlich mit dem Mörder des SEK-Beamten Roland Krüger in Verbindung steht. Dies ergaben Recherchen von „Spiegel TV“ und Tagesspiegel. Der Polizeioberkommissar wird beschuldigt, am Karfreitag nach der Messerstecherei in der Rudower Diskothek Spuren beseitigt zu haben. Er soll Blut weggewischt haben, bevor die Spurensicherung kam.

Sicherheitskreise schließen nicht aus, dass der Beamte auch in die illegalen Geschäfte rund um die Diskothek verwickelt sein könnte, um die sich zwei libanesische Großfamilien streiten. Außerdem werden Kontakte zu Teilen der Türsteherszene vermutet, die der Organisierten Kriminalität zuzurechnen sind. Der Polizeioberkommissar, ein gebürtiger Libanese, ist vom Dienst beurlaubt.

Der Fall „Jungle Club“ hat in Berlin enormes Aufsehen erregt. Als ein Spezialeinsatzkommando am 23. April den mutmaßlichen Messerstecher Yassin Ali-K. in Neukölln festnehmen wollte, erschoss dieser den SEK-Mann Krüger. Ein weiterer Beamter wurde schwer verletzt. Am Dienstag gedachten mehrere tausend Polizisten des getöteten Roland Krüger in einem Trauermarsch. Bei der Polizei ist zu hören, es sei „erschütternd“, dass im Fall „Jungle Club“ gegen einen Kollegen ermittelt werden muss.

Der beschuldigte Beamte, etwa Mitte 20, ist stellvertretender Leiter einer Wache im Bereich der Direktion 6. Diese ist für den Südosten Berlins zuständig. Der Chef der Direktionen 6, Michael Knape, hat vergangene Woche bei Polizeipräsident Dieter Glietsch beantragt, gegen den beschuldigten Polizeioberkommissar ein „Verbot der Amtsausübung“ zu verhängen. Dem habe Glietsch Anfang dieser Woche entsprochen, sagte Knape dem Tagesspiegel. Zu weiteren Stellungnahmen war der Leitende Polizeidirektor nicht bereit.

Der Bruder des beschuldigten Beamten tritt im „Jungle Club“ als „Sicherheitschef“ auf. Die Frau des Bruders ist die Pächterin des Lokals. Der „Jungle Club“ wird dem Familienclan Ali-K. zugerechnet. Die Großfamilie Al-Z. will offenbar die Diskothek übernehmen. Deshalb kam es vermutlich Karfreitag zur Messerstecherei, bei der ein Mann schwer verletzt wurde. Außerdem nahm der Libanese Yassin Ali-K. einem Gegner eine Pistole ab. Mit dieser Waffe soll Yassin Ali-K. am 24. April den Beamten des SEK erschossen haben. Ali-K. befindet sich in Untersuchungshaft.

In Sicherheitskreisen wird vermutet, dass der jetzt beurlaubte Polizeioberkommissar manchmal als Türsteher den „Jungle Club“ bewacht haben könnte. Bei der Messerstecherei am Karfreitag soll er sich als Gast in dem Lokal aufgehalten haben. Teile der Türsteherszene sind in Drogenschmuggel, Prostitution, Geldwäsche,Schutzgelderpressung und andere Machenschaften verwickelt.

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