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Berlin: Bodyguards des Polizeichefs schlugen in Kreuzberg wild um sich

Von Kollegen angezeigt: Zivil-Polizisten verprügelten unbeteiligte PassantenWerner Schmidt Bei den Krawallen am 1. Mai in Kreuzberg haben sieben Polizeibeamte in Zivil wahllos auf Unbeteiligte eingeprügelt.

Von Kollegen angezeigt: Zivil-Polizisten verprügelten unbeteiligte PassantenWerner Schmidt

Bei den Krawallen am 1. Mai in Kreuzberg haben sieben Polizeibeamte in Zivil wahllos auf Unbeteiligte eingeprügelt. Sie wurden dabei von zwei anderen Beamten beobachtet und angezeigt. Diese beiden Beamten vom Landeskriminalamt (LKA) waren als verdeckte Aufklärungskräfte eingesetzt und ebenfalls in ziviler Kleidung unterwegs. Ereignet hat sich dieser Vorfall, der erst jetzt bekannt wurde, kurz nach Mitternacht am 2. Mai im Bereich Mariannenstraße/Reichenberger Straße. Alle sieben Beschuldigten seien inzwischen identifiziert, bestätigte gestern eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Gegen die Polizisten, die die Vorwürfe bestreiten, wird ermittel

Nachdem sich die Situation in Kreuzberg bereits weitgehend beruhigt hatte, kam es gegen 0.10 Uhr am 2. Mai im Bereich Kottbusser Tor/Reichenberger Straße zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen Autonomen und uniformierten Polizeikräften. Kurz darauf sahen die beiden als Aufklärer eingesetzten LKA-Beamten eine Gruppe von sieben Personen, die sich von der Skalitzer Straße aus in Richtung Reichenberger Straße bewegten. Alle sieben waren mit Tonfas bewaffnet, einem aus dem asiatischen Kampfsport stammenden Schlagstock, den nur wenige speziell geschulte Polizeieinheiten verwenden dürfen. Allein dieser Schlagstock weckte den Verdacht, es könne sich um Polizisten handeln.

Was aber dann geschah, verschlug den beiden Aufklärern die Sprache: Die Gruppe rannte auf ein am Straßenrand stehendes Paar zu, schlug auf den Mann und die Frau ein und rannte davon. Es sei kein Versuch unternommen worden, das Paar festzunehmen, das vom Aussehen und der Kleidung her schon gar nicht in Verdacht geraten konnte, der autonomen Szene anzugehören, sagte ein Polizeibeamter gestern dem Tagesspiegel. Das vermutlich aus Westdeutschland stammende Paar wollte später bei uniformierten Polizisten Anzeige erstatten, wurde aber an einen Abschnitt verwiesen. Bisher konnte die Polizeiführung nicht klären, ob die beiden Opfer den Übergriff angezeigt haben. Kurz darauf gab es einen zweiten Übergriff auf einen Mann, der laut "Zivis" gerufen hatte. Die siebenköpfige Gruppe sei zu dem Mann hingerannt, habe ihn in den Magen geschlagen und sei weggerannt.

Dabei scheinen die Beamten die beiden Aufklärer als Kollegen erkannt zu haben, denn es sollen die Worte gefallen sein: "Da sind sie ja wieder - die Gefahrensucher" und "Wenn ihr uns anzeigt, dann kriegen wir euch". Die zwei LKA-Beamten gaben sich anschließend einem Beamten des zufällig vorbeikommenden zweiten Zuges der 23. Einsatzhundertschaft zu erkennen und baten um Aufklärung, ob es sich bei der siebenköpfigen Gruppe tatsächlich um Polizeibeamte handelt. Der Beamte ging zu der Gruppe, begrüßte einen der sieben offenbar freundschaftlich mit Handschlag und kam dann mit der Auskunft zurück: Ja, es handele sich um Polizisten.

Nach längerer Überlegung haben die beiden Beamten vom LKA dann am 4. Mai Anzeige gegen ihre Kollegen erstattet. Inzwischen sind alle sieben identifiziert: Drei der Beamten stammen aus der Polizeidirektion 2 und gehören dort einer Arbeitsgruppe an, die sich mit gewalttätigen Fußballfans befasst, der AG Hooligan. Die anderen vier stammen von der Abteilung Personenschutz im LKA. Es soll sich um Beamte handeln, die am 1. Mai mit dem Schutz von Polizeipräsident Hagen Saberschinsky beauftragt waren. Nachdem sie ihren Schützling sicher nach Hause gebracht hatten, sollen sie nicht Feierabend gemacht haben, sondern - ohne Auftrag und außerhalb des Dienstes - in Kreuzberg mitgemischt haben.

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