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Berlin: Böger nimmt die Islamische Föderation ins Visier Erstmals unangemeldete Unterrichtsbesuche in 16 Schulen – Pädagogen warnen vor schleichender Beeinflussung

Die Senatsverwaltung für Bildung hat erstmals unangemeldete Unterrichtsbesuche bei der Islamischen Föderation veranlasst: Zwischen dem 28. April und 5.

Die Senatsverwaltung für Bildung hat erstmals unangemeldete Unterrichtsbesuche bei der Islamischen Föderation veranlasst: Zwischen dem 28. April und 5. Mai wurden in 16 Grundschulen die Religionslehrer durch die Schulleiter begutachtet. Ihre Beobachtungen besagen, dass der Unterricht „verfassungskonform“ ablief. Zudem hätten sich die Sprachkenntnisse der Lehrer gegenüber früheren Eindrücken verbessert. Die Interessenvertretung Berliner Schulleiter (IBS) lobte die Aktion. Sie warnte allerdings davor, die Beobachtungen überzubewerten.

„In dem Moment, da ein Schulleiter im Klassenzimmer sitzt, überlegen sich die Lehrer doch genau, was sie sagen“, gibt die stellvertretende IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse zu bedenken. In ihrer Grundschule in der Köllnischen Heide unterrichtet die Föderation seit 2003. Eltern berichteten ihr, dass Mädchen, die Nagellack tragen, von dem Lehrer „ausgegrenzt“ würden. „Gute Mädchen tragen Kopftuch“, sei die Botschaft, die von dem Lehrer ausgehe. Er soll den Kindern auch abgeraten haben, zur Weihnachtsfeier zu gehen, so Busse.

Auch Annette Spieler von der Kreuzberger Fichtelgebirge-Grundschule befürchtet eine schleichende Beeinflussung der Kinder. Die im Unterricht der Föderation benutzten Arbeitsblätter würden ausnahmslos Frauen mit Kopftuch zeigen – meist in emsiger Beschäftigung im Haushalt. Auf das Unbehagen vieler Schulleiter stößt auch das Zeugnis, dass die Föderation allen Teilnehmern ihres Religionsunterrichts aushändigt. Dort heißt es: „Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen sind unsere Geschwister im Glauben, mit den anderen sind wir durch das MenschSein verbunden.“

Die Föderation gewinnt unter den Berliner Moslems rasant an Boden. Vom Sommer an will sie die Zahl ihrer Schüler von jetzt 3338 um rund „1500 bis 1900“ steigern, so Vorstandsmitglied Burhan Kesici. Der Unterricht soll auch nicht mehr auf die bisherigen 28 Grundschulen beschränkt bleiben, sondern auf weitere 15 ausgedehnt werden.

Die Föderation reagiert gelassen auf die unangemeldeten Unterrichtsbesuche. „Wir haben der Schulverwaltung gesagt, dass sie jederzeit reingucken können“, so Kesici. Die Rechtslage erlaubt eigentlich nur angemeldete Visiten.

Der Sprecher des Türkischen Bundes, Safter Cinar, begrüßte gestern ebenso wie der bündnisgrüne Abgeordnete Özcan Mutlu ausdrücklich das Bemühen von Bildungssenator Klaus Böger (SPD), der Föderation jetzt „mehr auf die Finger zu sehen“. Mutlu selbst möchte auch Hospitationen im Islamunterricht der Föderation und der Alewiten machen, wenn er dazu die Erlaubnis bekommt.

Bei den jüngsten Überraschungsbesuchen durch Schulleiter soll es nicht bleiben. Die Bildungsverwaltung denkt an eine Fortsetzung der Aktion. Allerdings wird überlegt, das Vorgehen zu verändern: Diesmal wurden am ersten Tag nur vier Lehrer besucht. „An den folgenden Tagen hatten wir den Eindruck, dass die Lehrer vorgewarnt waren“, heißt es aus der Verwaltung. Künftig müsse man wohl alle Besuche gleichzeitig an einem Tag durchziehen.

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