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Berlin: Böger verordnet Neuntklässlern Vergleichsarbeiten

Schüler sollen besser auf Mittleren Schulabschluss vorbereitet sein – Kritik von Hauptschulleitern

Bildungssenator Klaus Böger (SPD) lässt jetzt auch in den neunten Klassen Vergleichsarbeiten schreiben. Schon im kommenden Oktober geht es los. Im ersten Durchgang wird die Teilnahme generell noch freiwillig sein. Einige Schulen müssen aber mitmachen, damit die Schulbehörde per Stichprobe die Brauchbarkeit der Aufgaben überprüfen kann. Ab 2006/07 sind die neuen Arbeiten, die den Wissensstand in Deutsch, Mathematik und Englisch überprüfen, für alle verpflichtend.

Bögers oberster Qualitätsmanager, Referatsleiter Tom Stryck, wirbt dafür, die „Lernstandserhebungen“ nicht nur als zusätzliche Bürde anzusehen. Da die Tests zu Beginn der neunten Klasse geschrieben würden, bleibe den Lehrern „hinreichend Zeit“, um die festgestellten Mängel anzugehen, bevor die Schüler dann am Ende der zehnten Klasse den Mittleren Schulabschluss absolvieren müssen, heißt es in Strycks Rundschreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Die Neuntklässler, die schon jetzt freiwillig mitmachen, haben zudem die Möglichkeit, für Pisa zu üben: Im Frühjahr 2006 kommt nämlich der dritte Pisa-Durchgang, an dem tausende 15-Jährige von 100 Berliner Schulen teilnehmen.

Berlin kooperiert bei den Neuntklässler-Arbeiten mit Nordrhein-Westfalen. Dort werden sie bereits zum zweiten Mal verpflichtend geschrieben. Damit die Lehrer nicht noch mehr als sonst zu korrigieren haben, können sie die Vergleichsarbeit anstelle einer Klassenarbeit schreiben und auch als schriftliche Note mit in die Gesamtnote einfließen lassen.

Die Termine für die Vergleichsarbeiten sind am 26. Oktober (Mathematik), 3. November (Deutsch) und 8. November (Englisch). In Mathematik dauert die Prüfung zwei Schulstunden, in den anderen beiden Fächern drei. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben beinhaltet zwei unterschiedliche Anforderungsniveaus.

Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren äußerte sich gestern zufrieden über die neuen Vergleichsarbeiten. Positiv sei vor allem, dass sie zu Beginn des Schuljahres geschrieben würden und dass sie der Vorbereitung auf den neuen Mittleren Schulabschluss dienten. Da das neue Schulgesetz Vergleichsarbeiten zur Qualitätskontrolle eine höhere Bedeutung zumesse, habe er schon mit weiteren Vergleichsarbeiten gerechnet, sagte Mier.

Ablehnend äußern sich dagegen viele Hauptschulleiter. Bei ihren in der Regel schwierigen Schülern halten sie die Vergleichsarbeiten für fragwürdig. Am Montag verabschiedeten sie eine Resolution, in der sie den Bildungssenator auffordern, die Vergleichsarbeiten in Mathematik, Deutsch und Englisch nicht zu einem wesentlichen Kriterium für den Hauptschulabschluss zu machen, sondern eher auf praktische Fähigkeiten zu achten.

Die Stimmung der Hauptschulleiter ist ohnehin von Pessimismus geprägt. Als ihnen am Montag zusätzliche Lehrerstunden in Aussicht gestellt wurden, falls sie sich per „Zielvereinbarung“ dazu verpflichten, mehr Schülern zum Schulabschluss zu verhelfen, nannte die Weißenseer Schulleiterin Karla Werkentin diesen Vorschlag „verlogen und lächerlich“, da man mit wenigen zusätzlichen Lehrerstunden nichts ausrichten könne.

Die Lösungen der gestern geschriebenen Vergleichsarbeiten der Zehntklässler in Mathematik findet man im Internet unter www.bildungsstatistik-berlin.de

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