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Berlin: Böhmische Glasmacher fertigten für Schloss Rheinsberg Kopie der alten Kronleuchter

Der Saal sollte leuchten, duften und sogar schweben. So hatte sich jedenfalls Kronprinz Friedrich II.

Der Saal sollte leuchten, duften und sogar schweben. So hatte sich jedenfalls Kronprinz Friedrich II. den Spiegelsaal in seinem Lieblingsschloss Rheinsberg vorgestellt und sich für eine in der Mitte des 18. Jahrhunderts mutige Architektur entschieden. Das damals gewünschte königliche Leuchten kann seit gestern wieder von jedermann bestaunt werden. Denn nach fast 90-jähriger Unterbrechung hängen vier wundervolle Kronleuchter wieder an Ort und Stelle.

Es sind Nachbildungen, die nach Vorlagen alter Fotos in tschechischen Glaswerkstätten entstanden sind. Ein Leuchter kostet 22 000 Mark. Das Geld stammt ausnahmlos von Firmen der Region, privaten Spendern aus ganz Deutschland sowie den Einnahmen Brandenburgischer Sommerkonzerte.

"Rheinsberg erhält mit diesen Leuchtern ein Stück seines alten Glanzes zurück, im buchstäblichen Sinne", sagte Schloss-Kastelan Detlef Fuchs. Die Restaurierung des alten Zustandes sei eine sehr langwierige Arbeit. Ungeduld sei gerade hier fehl am Platze. "Denn leider vergessen unsere Besucher, dass praktisch mit dem Tod des Prinzen Heinrich von Preußen 1802 der Niedergang des Schlosses einsetzte. Die Hohenzollern verkauften das komplette Inventar oder schmückten damit ihre anderen Schlösser", erklärte der oberste Verwalter. Die Spiegel des Rheinsberger Saales hängen jetzt beispielsweise im Berliner Schloss Bellevue. Deshalb seien die vier Kronleuchter jetzt wieder so wertvoll. Nach der Bodenreform 1949 geriet Schloss Rheinsberg in Landeseigentum. Heute gehört es zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

Auf der Suche nach Kunsthandwerkern für die Kronleuchter wurde die Stiftung im böhmischen Kamenick¿y Senov, dem früheren Steinschönau, fündig. Hier unterhält der 60-jährige Peter Rath, der aus der wohl berühmtesten Wiener Glasmacherfamilie Josef Lobmeyr stammt, seit acht Jahren eine Werkstatt. "Solche Arbeiten sind heute eine Krönung unserer Zunft", erzählte Rath während der komplizierten Komplettierung der Leuchter. "Nur böhmische Künstler beherrschen heute noch alle früheren Details." Dabei hätten es die Glasmacher wunderbar verstanden, die Leitungen für die heute aus Sicherheitsgründen notwendige elektrische Beleuchtung fast unsichtbar zu machen. Unverändert blieb dagegen die Zahl der Kerzen.

Urspünglich waren die Leuchter in der nahen Zechliner Glashütte angefertigt worden. Das preußische Königshaus hatte damals die Einfuhr böhmischer Glaswaren streng untersagt und den Aufbau eigener Glashütten forciert. Doch schon seit über 100 Jahren existiert die Zechliner Werkstatt nicht mehr, weshalb die Böhmen nun wieder auch in Schloss Rheinsberg zum Zuge kommen konnten.Anlässlich der Fertigstellung der Kronleuchter findet am kommenden Sonnabend um 19.30 Uhr ein von der Musikakademie veranstaltetes Konzert mit Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Spiegelsaal statt. Auskünfte werden unter 033 931/2059 erteilt.

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