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Screenshot des Computerspiels "Call of Duty": auch so ein Ersatz für die Knallsüchtigen.

© Activision Media / dpa

Böller-Unfall in Berlin-Spandau: Der Drang zum Knallen ist stärker

Täglich knallt der Vollidiot. Und wenn er nicht knallen darf, dann knallt er eben woanders - zum Leide der eigenen Balkontür, wie jetzt in Spandau zu beobachten war. Eine Glosse.

Kulturkritiker alter Schule raunen ja gern darüber, dass unter der Jugend die Langeweile im gleichen Umfang zunehme wie die Zahl der Zerstreuungen. Auf neuen Stand gebracht hieße das: je mehr Playstations und DVD-Boxen, desto gähn – und desto Blödsinn. Klar: Als aufgeschlossener Zeitgenosse möchte man eine solche These schon deshalb nicht vertreten, weil wir sie im Prinzip von Sokrates kennen, und der hat sie vermutlich auch nur von seinen Großeltern übernommen.

Das Dumme ist aber: Sie stimmt. Spätestens, wenn am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder das Schießen, Böllern und Explodieren anhebt, obwohl doch noch überhaupt kein Feuerwerk verkauft werden darf, sind auch die tolerantesten Jugendversteher ...

Quatsch: Es knallt ja schon längst. Es knallt, wenn die deutschen Fußballer mitten im Juni ein Tor schießen, es knallt, wenn ein Kumpel Geburtstag hat, es knallt einfach nur so. Dahinter steckt ausgefeilte Logistik: Der Knallsüchtige muss entweder Verzicht üben und einlagern, was man ihm vor Silvester legal verkauft – oder er kennt jemanden in Polen.

Das nur als Vorrede zu jenen beiden 16-Jährigen, die gerade nachts in Spandau versehentlich ihre Balkontür in die Luft gesprengt haben, wozu offenbar ein wenig mehr Feuerkraft notwendig war, als im Drogeriemarkt nebenan verfügbar ist. Idiotisch? Ganz sicher. Aber die Langeweile war sicher schlagartig verschwunden.

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