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Schön vorsichtig. Eine Kampfmittelräumfirma füllt in Oranienburg eine Bombenfundstelle an der Bahn. Foto: ZB/Bernd Settnik

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Berlin: Bomben behindern die Bahn

Streckenausbau nach Rostock verzögert sich bis 9. Juni. S-Bahn nach Oranienburg zwei Wochen gesperrt.

Oranienburg – Eine Bahnfahrt zwischen Berlin und Rostock bleibt bis zum 9. Juni noch sehr beschwerlich. Zwar kündigte die Bahn AG als Betreiber und Bauherr auf dieser seit September vergangenen Jahres gesperrten Trasse am Mittwoch einen „verbesserten Ersatzverkehr“ an. Doch die Erleichterungen beschränken sich auf eine um ganze fünf bis zehn Minuten verkürzte Reise für diejenigen Fahrgäste, die zwischen Berlin und Neustrelitz den Schienenersatzverkehr nehmen und dort in den Zug nach Rostock umsteigen. Denn nur auf dieser Teilstrecke können die Arbeiten pünktlich zum 27. April beendet werden. Auf den anderen Abschnitten verlängern sich die Arbeiten bis zum 9. Juni. Bis dahin müssen die Reisenden den Umweg über Schwerin nehmen, der eine halbe Stunde länger dauert und bei den meisten Verbindungen mit Umsteigen verbunden ist.

„Wir hatten einfach viel Pech“, sagte der oberste Projektmanager Ralf Schwinghammer am Mittwoch vor der Presse in Oranienburg. „Zuerst mussten wir alle Arbeiten für zwei Wochen wegen einer Klage einer Anwohnerin gegen den Lärm einstellen. Danach zwangen uns Bombenfunde neben den Gleisen zu einem vierwöchigen Baustopp.“ Dann sei ein Kälteeinbruch im November „völlig überraschend“ gekommen und obendrein habe sich der moorige Untergrund bei Nassenheide als äußerst kompliziert erwiesen. Dennoch werde der Kostenrahmen von 850 Millionen Euro für den Ausbau der 196 Kilometer langen Strecke nicht überschritten.

Schon seit 2005 wird die Trasse modernisiert, damit die Züge statt fast drei Stunden künftig nur noch 120 Minuten unterwegs sein können. Doch das wird wohl erst 2014 oder 2015 der Fall sein, wenn sich alle Gleise, Stellwerke und Bahnübergänge auf hohem Niveau befinden.

Um die Belastungen gerade an den stark nachgefragten Ausflugswochenenden Ostern, 1. Mai, Christi Himmelfahrt und Pfingsten für die Reisenden gering zu halten, wollte die Bahn mehr durchgängige Züge von Berlin über Schwerin nach Rostock einsetzen. „Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat sich aus finanziellen Gründen leider dagegen ausgesprochen“, sagte Renado Kropp, Regionalleiter Marketing der Deutschen Bahn. „Das Land hält die bisherigen Angebote mit Bussen und dem Umstieg zwischen zwei Zügen in Schwerin für ausreichend.“ Als Alternative zu den garantiert überfüllten Regionalzügen bleiben nur der durchgängige Warnemünde-Express, der einmal täglich verkehrende Interconnex und manchmal ein ICE.

Das Nachsehen haben aber auch die vielen Radtouristen, die im Frühjahr nun nicht mehr nach Gransee, Fürstenberg, Neustrelitz oder an die Müritz kommen. Der Platz in den Bussen des Schienenersatzverkehrs reicht jedenfalls für den üblichen Ansturm nicht aus. Bereits jetzt befürchten Hoteliers, Gastronomen, Bootsverleiher und andere Tourismusanbieter erhebliche Einbußen.

Auf erhebliche Behinderungen müssen sich Fahrgäste der S1 zwischen dem 16. Februar und dem 3. März einstellen. Alle Züge enden bereits in Birkenwerder, wo Ersatzbusse die Weiterfahrt nach Borgsdorf, Lehnitz und Oranienburg übernehmen. In dieser Zeit läuft auf dem Bahnhof Oranienburg die Suche nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. Radarmessungen haben drei Verdachtspunkte ergeben, die nun untersucht werden. Während dieser komplizierten Arbeiten darf es zu keinen Erschütterungen kommen, damit die Bomben nicht vor oder während der Entschärfung detonieren. Deshalb müssen die benachbarten S-Bahn-Gleise gesperrt werden. Möglicherweise liegt in mindestens acht Metern Tiefe sogar eine 1000-Kilo-Bombe. Die Öffnung des ersten „Verdachtspunktes“ ist für den 20. Februar geplant. Zwei Tage später würde dann die Entscheidung fallen, ob der mögliche Blindgänger entschärft oder gesprengt werden muss.

Für die Reisenden verlängert sich die Fahrt zwischen Birkenwerder und Oranienburg durch den Ersatzverkehr um mindestens 15 Minuten.

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