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© ddp

Bombenopfer: Charlyn kann Arm wieder heben

Das zwölfjährige Mädchen, das durch eine Briefbombe schwer verletzt wurde, macht in der Klinik gute Fortschritte. Die behandelnden Ärzte erwarten, dass sie im Februar entlassen wird.

Chefarzt Andreas Eisenschenk ist stolz auf seine „außergewöhnlichste Patientin“. Die zwölfjährige Charlyn, die am 26. November durch eine Briefbombe schwer verletzt worden war, hob den operierten Ellenbogen am Mittwoch schon mehrere Zentimeter hoch. „Das habe ich nicht erwartet“, bekannte der Mediziner am Unfallkrankenhaus Marzahn . „Sie macht nicht für möglich gehaltene Fortschritte.“

Kurz zuvor hatte Eisenschenk, Leiter der Abteilung Hand- und Mikrochirurgie, anhand von Röntgenbildern den dramatischen Zustand der Gymnasiastin nach ihrer Aufnahme geschildert. Die von ihrem inzwischen festgenommenen Onkel im elterlichen Briefkasten gelegte Bombe hatte die Knochen und Gefäße im rechten Oberarm zertrümmert. Im Ellenbogen steckte ein 4,5 mal 4 Zentimeter großes Metallstück. „Zum Glück waren die Nervenstränge intakt, so dass ein Spezialistenteam in einer mehrstündigen Operation den Arm retten konnte“, sagte der Chefarzt. Mit zwei Titanplatten sowie Hautstücken, die am Rücken und an den Oberschenkeln entnommen wurden, ersparten sie dem Kind eine Amputation. Nach vier Operationen, die insgesamt rund 20 Stunden dauerten, zeigten sich die Ärzte optimistisch. Neue Operationen sind vorerst nicht geplant. Voraussichtlich im Januar kann das Mädchen das erste Mal für ein paar Stunden nach Hause. Für Februar ist Charlyns Entlassung geplant.

„Mir geht es jeden Tag ein bisschen besser“, sagte die Schülerin in dem von zahllosen Geschenken und Grüßen ihrer Klasse und Familie geschmückten Krankenzimmer. „Ich bekomme immer mehr Gefühl in den Fingern.“ Physiotherapeuten und Traumapsychologen kümmern sich um Charlyn. „Die Gespräche tun mir gut.“ Täglich kommen ihre Eltern und Freundinnen zu Besuch.

„Es wird nie der gleiche Arm wie vorher sein“, sagte der Chefarzt. „Aber dank der sehr guten Heilungskräfte wird das Mädchen vielleicht wieder Klavier spielen können.“ Die Brandwunden im Gesicht würden in einem Jahr nicht mehr zu sehen sein. Zu Weihnachten hat sich Charlyn ein Nintendo-Spiel und eine moderne Eieruhr gewünscht, um die Zeit vor dem Computer künftig besser im Blick zu behalten. Und sie überlegt sich einen neuen Berufswunsch. „Tierarzt will ich nicht mehr werden. Wenn ich so viel Blut sehe, wird mir doch sehr schlecht.“

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