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Bis zu 10 000 Euro soll der ehemalige Geschäftsführer der Brandenburger Stadtwerke veruntreut haben.

© Picture Alliance / dpa

Brandenburg: Jahrelange Korruption bei den Stadtwerken

Arbeiten am Haus und teures Jagdzubehör ließ sich Geschäftsführer Wolfgang-Michael Schwarz bezahlen. Um jährlich rund 10 000 Euro soll er die Stadtwerke seit 2008 betrogen haben. Erst im Juni waren die Vorfälle aufgedeckt worden.

Von Matthias Matern

Die Vorwürfe sind umfangreicher als gedacht: Nicht nur Arbeiten an seinem Haus in Rathenow hat sich Wolfgang-Michael Schwarz als Geschäftsführer der Stadtwerke Brandenburg/Havel angeblich aus der Kasse des kommunalen Eigenbetriebs bezahlen lassen, auch teures Jagdzubehör soll er über Scheinrechnungen abgerechnet haben. Mittlerweile sei das Arbeitsverhältnis in beiderseitigem Einvernehmen mit sofortiger Wirkung aufgehoben worden, teilte Unternehmenssprecherin Beate Dabbagh am Dienstag dem Tagesspiegel mit. „Alle Schadensersatzansprüche werden in vollem Umgang erhoben.“

Ebenfalls seinen Job los ist der Geschäftsführer der Stadtwerketochter Brandenburger Dienstleistungen GmbH, Lars Büchner. Er soll Schwarz bei seinen Machenschaften geholfen haben. Beiden droht ein Strafverfahren. „Wir ermitteln wegen Untreue und Vorteilsannahme gegen Herrn Schwarz und wegen Beihilfe auch gegen Herrn Büchner“, sagte Oberstaatsanwalt Frank Winter von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Korruption in Neuruppin.

Um jährlich rund 10 000 Euro soll Schwarz die Stadtwerke seit 2008 betrogen haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem „andauernden Tathergang“. Es gebe zwei Schwerpunkte, so Winter. „Zum einen geht es um Arbeiten am Haus und Grundstück, die Schwarz zu keinem Zeitpunkt bezahlt hat, sondern die über ein System von Scheinrechnungen zum Nachteil der Stadtwerke abgerechnet wurden. Außerdem hat sich Schwarz mehrfach hochwertiges Jagdzubehör liefern lassen. Auf den Rechnungen standen Leistungen, die durchaus von den Stadtwerken hätten in Anspruch genommen werden können, etwa das Ausleihen von Maschinen und Geräten“, sagte Winter. Auch gegen drei Firmen werde ermittelt.

Aufgeflogen waren die Betrügereien durch einen Hinweis, den der kaufmännische Stadtwerke-Chef Uwe Müller Mitte Juni erhalten hatte. Müller war den Vorwürfen, die sich wenig später erhärten sollten, umgehend nachgegangen. Kurzerhand hatte sich das Aufsichtsratspräsidium entschieden, Schwarz und Büchner freizustellen. Damals aber war nur von Arbeiten am Haus von Schwarz die Rede. Gesellschafter der Stadtwerke sind zu 51 Prozent die Stadt Brandenburg, zu 36,75 Prozent EonEdis und zu 12,25 Prozent die Energie Mark Brandenburg (EMB). Aufsichtsratschefin ist Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU).

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