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Ein Freund der Kunst. Thomas Hammon hat in Kleinmachnow einen alten Laden umgestaltet. Dort finden jetzt kleine exklusive Konzerte statt.

© Tobias Reichelt

Brandenburg: Kultur in Kleinmachnow: Im Gemüseladen gibt es nun Musik

An den Wänden hängen Ölgemälde, neben einem Sofa stehen Holzbänke, auf denen einst Berliner mit der S-Bahn durch die Stadt ruckelten. Ein Architekt hat aus einem alten Geschäft einen neuen Veranstaltungsort für Kleinmachnow gemacht.

Das Klavier ist von den Urgroßeltern, die alte Pendeluhr auch und natürlich die zwei Anrichten aus massivem Holz. Nur die Idee, aus einem alten Kleinmachnower Gemüseladen einen neuen Raum für Konzerte und Lesungen, für Weinproben oder einen Jazzmorgen zu machen, ist von Thomas Hammon selbst. Am Zehlendorfer Damm 65 plant der Kleinmachnower Architekt und Bausachverständige, gemeinsam mit Künstlern aus der Region einen weiteren Veranstaltungsort neben Kammerspielen und Kultraum zu etablieren.

Mithilfe der Macher der Konzertreihe „Indieberlin“, Mia Morris und ihrem Mann Noel Maurice, sollen in Hammons großflächig verglastem Laden namhafte Berliner Künstler vor ziemlich kleinem Publikum aufspielen. Exklusiv, so sagt es schon der Namenszusatz zur Konzertreihe, soll es werden, wenn bereits am heutigen Donnerstag die Sängerin Iris Romen ihre feinsinnigen und verträumten Lieder im Stil der fünfziger Jahre ab 20 Uhr vortragen wird.

Die alten S-Bahnsitze wollte keiner haben, jetzt sind sie Kult

Breit lächelnd führt der 52-Jährige durch den lichtdurchfluteten Raum. Bereits seit mehreren Jahren diente das frühere Ladengeschäft an der Ecke zum Seemannsheimweg sporadisch als Raum für Wahlpartys, Elternstammtische und Geburtstagsfeiern, erzählt Hammon. Wo früher Obst und Gemüse auf Holzpaletten auslagen, herrscht heute eine urige Atmosphäre: An den Wänden hängen Ölgemälde, der Boden ist mit grauem Teppich ausgelegt und neben einem ausladenden Sofa stehen Holzbänke, auf denen einst Berliner mit der S-Bahn durch die Stadt ruckelten. Hammon hat die alten Sitzmöbel bei einer günstigen Gelegenheit von der Bahn gekauft. Damals wollte sie keiner haben, heute sind sie Kult. So ähnlich soll es auch mit dem Gemüseladen werden.

Als Hammon vor knapp zehn Jahren von Berlin nach Kleinmachnow zog, war er auf der Suche nach einem neuen Büro. Bei einer Versteigerung erhielt er den Zuschlag für das in den Sechzigern gebaute Geschäft. Hammon ist bis heute fasziniert von der schlichten, aber dennoch nicht ganz gewöhnlichen Architektur des Flachbaus, dessen Dach sich von den Schaufenstern weg nach hinten hinunter neigt. „Das schafft innen räumliche Tiefe“, erklärt Hammon. Obst und Gemüse, das früher am Ende der Wand ausgelegen habe, habe dadurch wohl größer ausgesehen. „Es ist zumindest eine lustige Vermutung.“

"Wir sitzen im Wohnzimmer,. trinken ein Glas Wein"

Dass der Laden für sein Büro zu groß war und er selbst darin zu einsam, bemerkte er schnell. So kam ihm die Idee einer Begegnungsstätte: Das alte Geschäft soll nun tagsüber einen Platz zum Arbeiten bieten und am Abend einen Raum für Kultur. Unter dem Titel „Raumzeit“ wirbt Hammon für das Projekt. Eine Wand im früheren Verkaufsraum trennt das musikalische Wohnzimmer mit Klavier, Bassboxen und Schlagzeug von seinem aktenüberladenen Büroraum ab. „Ich werde sehen, wie sich das schrittweise entwickelt.“ Er kann sich auch vorstellen, hier ein Café zu eröffnen.

Dass es sich entwickelt, daran will Mia Morris einen Anteil haben. Über das Musikernetzwerk „Indieberlin“ war es ihr schon im Dezember gelungen, die Band „Echo me“ nach Kleinmachnow zu holen. Nun folgt Iris Romen. Besuchern der Kammerspiele könnte die holländische Sängerin bereits bekannt sein. „Wir sitzen im Wohnzimmer, hören gute Musik und trinken ein Glas Wein dazu“, so stellt sich Mia Morris den Abend mit Iris Romen im Gemüseladen vor.

Im Herbst solle die Reihe fortgesetzt werden, sagt Morris. Bis dahin will auch Thomas Hammon noch für weitere kulturelle Abwechslung sorgen: Im Juni lädt er zu einer DJ-Party ein, auch ein Sonntagsbrunch mit Jazzmusik ist geplant. „Das Gebäude ist da“, sagt Hammon. „Es wartet darauf, dass mehr daraus gemacht wird.“

Tickets gibt es für 15 Euro per E-Mail exclusives@indieberlin.de oder vor Ort.

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