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Ich bin dann mal weg. Das aus einem kleinen Derwitzer Privatzoo entflohene Känguruweibchen „Zippe“ hatte erst unlängst ein Jungtier geworfen.

© Manfred Thomas

Brandenburg sucht Beuteltier "Zippe": Ausgebüxtes Känguru weiter auf dem Sprung

Irgendwo in Brandenburg hüpft ein Känguru herum. Es entkam vor einigen Tagen aus einem Privatgehege. Das Beuteltier ist in Gefahr – und das nicht nur wegen der Autos.

Das Derwitzer Känguru bleibt verschwunden: Vor eineinhalb Wochen wurde das Weibchen, das ohne sein Jungtier im Beutel aus einem Privatgehege in der Nähe von Werder (Havel) ausgebüxt ist, zum letzten Mal zwischen Derwitz und Kemnitz gesehen. Bei der Polizei meldeten sich vereinzelt Zeugen, die das Tier hier und dort gesehen haben wollen – eine heiße Spur war nicht dabei.

Leicht zu erkennen sei das entflohene Känguru "Zippe" nicht, sagte die Ordnungsamtschefin aus Werder, Ulrike Paniccia. Daher sei es auch nicht so einfach, das Känguru aus weiter Entfernung nicht mit anderen heimischen Wildtieren zu verwechseln, ergänzte die Polizei.

Dieeisigen Temperaturen der letzten Tage machen dem Beuteltier wenig aus. Das bestätigte ein Känguruexperte vom Leipziger Zoo. „Bei ausreichender Nahrung kann es den ganzen Winter überleben“, sagte Ruben Holland. Wenn nicht viel Schnee falle, könne es gut auf den märkischen Wiesen und Wäldern zurechtkommen. „Wenn es geschickt ist, kann es auch bei Schnee überleben.“ Voraussetzung sei, dass es Futter finde.

Das aus Tasmanien stammende Bennett-Känguru mit einer Größe von bis zu gut einem Meter und einer Schwanzlänge von rund 75 Zentimetern ist kalte Temperaturen gewöhnt. Neben Gräsern, Früchten und Gemüse ernährt es sich laut Zoologe Holland auch von Wurzeln und Kräutern. Ob es rund um Derwitz genügend Futter findet, ist unklar. Auf der Suche nach Nahrung könnte es auch weiter hüpfen und so die Distanz zu seinem Stall auf dem Derwitzer Hof, auf dem es seit Herbst 2013 zusammen mit einem Partnertier und einem gemeinsamen Jungtier gehalten wurde, vergrößern.

Die Distanz, die ein Känguru an einem Tag zurücklegen könne, orientiere sich an dem vorhandenen Nahrungsangebot, so der Zoologe. Finde das Beuteltier nichts zu fressen, suche es so lange nach Futter, wie seine Energiereserven reichen.

Großer Stress für das Beuteltier

Die Potsdamer Tierrettung fürchtet, dass das Tier in freier Wildbahn großem Stress ausgesetzt ist. Autos seien eine große Gefahr. Das Känguru wurde neulich erst nahe der Autobahnauffahrt Groß Kreutz auf der Straße gesichtet. Autofahrer versuchten erfolglos, das scheue Tier einzufangen. Auch bei einem Einsatz wenige Stunden später, als das Känguru eingekreist werden konnte und mit Hilfe eines Keschers gefangen werden sollte, konnte es fliehen. Wenn es wieder auftauchen sollte, muss wie berichtet ein Tierarzt mit einem Betäubungsgewehr den Exoten einfangen. Das wird allerdings nicht einfach. „Es ist fast unmöglich, so ein kleines Tier zu betäuben“, sagte Hartmut Buttgereit, Tierarzt aus Groß Kreutz. An ihn hatte sich das Werderaner Ordnungsamt gewandt und gebeten, im Falle einer erneuten Sichtung sein Betäubungsgewehr einzusetzen. Er sagt aber auch: „Normalerweise betäube ich nur Rinder.“ Zumal das Tier nach einem Treffer noch 15 Minuten weghüpfen könne, bis die Betäubung wirke. Bei so viel Vorsprung werde es schwer, das betäubte Tier zu finden.

Doch nicht nur Autos bedeuten Stress für das Känguru, „auch Raubtiere wie der Fuchs und auch Hunde sind eine große Gefahrenquelle“, so der Experte vom Leipziger Zoo.

Eva Schmid

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