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Seltenes Phänomen: Hunderte Löcher im Eis

Es ist ein Rätsel, nein, es sind dutzende, hunderte: mysteriöse Löcher im Eis auf einigen Gewässern in Berlin und Brandenburg.

Berlin - Südlich der Pfaueninsel im Wannsee etwa hat Maiciej Großer eine ganze Ansammlung dieser seltsamen Strukturen entdeckt. „Ich komme oft hier vorbei, schon seit Jahren, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt er. Die Löcher sind längst zugefroren, aber anhand des klaren Eises gut von den umgebenden, trüben Massen zu unterscheiden. „Sie sind meist nur ein paar Zentimeter im Durchmesser“, sagt Großer. Und die Löcher gingen, bevor sie wieder zufroren, offensichtlich durch die gesamte Eisschicht hindurch, die an manchen Stellen mehr als zwei Handbreit misst.

Wie Großer mögen auch andere Spaziergänger zunächst an einen Meteoritenschauer gedacht haben. Doch Jürgen Rendtel vom Astrophysikalischen Institut Potsdam sagt: „Dass ein Meteoritenschauer die Löcher ins Eis geschlagen hat, ist ausgeschlossen.“ Ein solches Ereignis wäre mit einem explosionsartigen Knall und einem Lichtblitz verbunden. „Schwer vorstellbar, dass so etwas im Ballungsraum Berlin unbemerkt geblieben wäre“, sagt Rendtel. Zudem seien die Eislöcher auf mehreren Seen zu finden. Er selbst habe sie auf dem bei Schlänitzsee bei Ketzin entdeckt; auch auf dem Müggelsee und auf der Havel seien sie zu sehen.

Georgyi Kirillin vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin weiß, was dahintersteckt: „Es ist ein seltenes Phänomen, das nur unter bestimmten Voraussetzungen auftritt.“ Wenig Schnee auf dem Eis, flaches Wasser und Sonnenschein. Wenn das Eis noch dünn ist, erwärmen die Sonnenstrahlen den Grund des Sees. Dadurch wird das Wasser der tiefsten Schicht wärmer und steigt nach oben. Zum Ausgleich sinkt ein paar Zentimeter weiter kaltes Wasser nach unten und schließt damit den Kreislauf. „Es entsteht eine Konvektionsströmung, genauso wie im Wasserkocher.“ Das warme Wasser schmilzt von unten Teile des Eises weg, mitunter entstehen auch sternförmige Entspannungsrisse in der Umgebung. Bleibt es kalt, friert auch diese Stelle aber wieder zu, das Eis wird mächtiger, die Sonne kommt nicht mehr durch und die Konvektionsströmung endet.

Und manch einer fragt sich, wer oder was eine so dicke Schicht hundertfach durchstoßen hat. Ralf Nestler

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