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Frank Mangelsdorf

© dpa

Konspirativer Treffpunkt: Stasi nutzte Wohnung des MOZ-Chefredakteurs

Die Stasi nutzte die Wohnung des Chefredakteurs der "Märkischen Oderzeitung" als konspirativen Treff und zahlte einen Teil der Miete. Frank Mangelsdorf sieht keinen Grund, sich dafür zu entschuldigen.

Berlin/Frankfurt (Oder) - Der Chefredakteur der „Märkischen Oderzeitung“ (MOZ), Frank Mangelsdorf (54), lebte von Mitte 1985 bis Februar 1987 wissentlich in einer Wohnung, die von der DDR-Staatssicherheit als konspirativer Treffpunkt genutzt wurde. Mangelsdorf bestätigte diese Medienberichte vom Sonnabend dem Tagesspiegel: „Ich habe aber nichts, wofür ich mich entschuldigen müsste. Ich habe zu keiner Zeit einen Bericht für die Stasi abgegeben, weder in mündlicher noch in schriftlicher Form.“ Mangelsdorf ist seit zehn Jahren Chefredakteur der MOZ, eine der drei großen Zeitungen in Brandenburg. Davor war er bei der „Welt“, der „Berliner Morgenpost“, der „Ostsee-Zeitung“ und bis 1997 beim Tagesspiegel.

Nach seiner Schilderung habe die Stasi eine Notlage ausgenutzt. Seine heutige Frau Birgit – damals Rundfunkredakteurin und heute Sprecherin der Uni Potsdam – lebte Mitte der achtziger Jahre mit der Tochter in einer feuchten Wohnung in Berlin-Schöneweide. Da das Baby Bronchitis gehabt habe, sei die Mutter 1984 auf die Vermittlung einer besseren Wohnung eingegangen. Die Stasi habe verlangt, dass ein Zimmer als konspirative Wohnung genutzt werden dürfe. Als Mangelsdorf einzog, habe er unterschrieben, dass er Stillschweigen bewahre. Für die Mitnutzung habe die Stasi einen Teil der Miete bezahlt und zwei bis drei Präsente gemacht. Mangelsdorf sagte, die Eigentümer der „MOZ“ seien seit Jahren darüber informiert. „Auch bei Springer weiß man seit Jahren davon, fand es offenbar nicht berichtenswert.“ Eine Stasi-Überprüfungskommission des MDR habe anerkannt, dass die Stasi bei seiner Frau eine Notlage ausgenutzt habe. Auf die Frage, warum er als „MOZ“-Chefredakteur die Sache nicht publik gemacht hat, sagte Mangelsdorf, er habe auch über seine Stasi-Opfer-Akte nie öffentlich gesprochen oder geschrieben. Nach Angaben der Sprecherin der Stasi-Unterlagenbehörde, Dagmar Hovestädt, trafen sich in solchen Wohnungen Führungsoffiziere mit Inoffiziellen Mitarbeitern, auch um Berichte entgegenzunehmen. Dafür war es „sehr wichtig“, dass verlässliche Bürger Raum zur Verfügung stellten. Rund 7000 dieser Wohnungen habe es in Ost-Berlin gegeben. Verweigerten Bürger die Zusammenarbeit, war nie vorherzusehen, welche Konsequenzen das hatte: „Mal passierte nichts, mal hat man sich Aufstiegschancen im Beruf verbaut.“

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