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Weiß, weiß, weiß sind alle meine Adler - noch.

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Wappentier im Landtag: Brandenburg bekommt wohl doch noch einen roten Adler

Sind die Tage des weißen Adlers gezählt? Im neu gebauten Potsdamer Landtag zieht möglicherweise noch vor der Sommerpause ein roter Adler als Wappentier ein.

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Das Landtagspräsidium hatte sich am Mittwoch mit dem Thema befasst, wie Teilnehmer am Donnerstag auf Anfrage bestätigten. Ein Beschluss sei noch nicht gefasst worden, die Zeichen stünden aber gut. Architekt Peter Kulka hatte sich mit einem weißen Adler in der Kunstkommission durchgesetzt, weil ein rotes Wappentier seiner Ansicht nach wie ein Blutfleck auf der weißen Wand des Plenarsaals gewirkt hätte. Im alten Domizil des Landtags auf dem Brauhausberg war der Adler im Plenarsaal rot. Angesichts der massiven Proteste auch aus der Bevölkerung gegen den weißen Vogel zeichnet sich nun ein Farbwechsel ab.

„Die Sache läuft“, sagte der stellvertretende CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski. Weiter ins Detail wollte er unter Hinweis auf den nichtöffentlichen Charakter der Sitzung nicht gehen. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Mike Bischoff erwartet eine gute Lösung. „Aus Sicht der Brandenburger sollte es ein rotes Wappentier sein“, betonte er. Für viele sei der rote Adler eine Identifikationsfigur. Der Trend gehe klar in die Richtung, statt des weißen einen roten Adler im Plenarsaal aufzuhängen und dies noch vor der Sommerpause, hieß aus Präsidiumskreisen. Ein Verfahren für den Austausch des Wappenvogels sei aber noch nicht verabredet worden, hieß es. Nicht alle sind allerdings mit einem Austausch einverstanden: Die stellvertretende Vizepräsidentin und Vorsitzende der Kunstkommission des Parlaments, Gerrit Große (Linke), betonte erneut, es gebe keinen Anlass, den weißen Adler abzuhängen. „Der Beschluss der Kunstkommission für das Kunstwerk weißer Adler steht.“ Der Streit um die Farbe des Brandenburger Wappenvogels im Plenarsaal des im Januar eröffneten Landtagsschlosses schwelt bereits seit Monaten. Bereits kurz nachdem der rund 1,80 Meter große und rund 100 Kilogramm schwere Wappenvogel im August vergangenen Jahres aufgehängt worden war, hatten sich nicht nur Parlamentarier, sondern auch viele Brandenburger bei Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) beschwert. Von Fassungslosigkeit, Bestürzung und von Verfassungsbruch war in den Zuschriften die Rede, selbst mit einer Klage vor dem Landesverfassungsgericht wurde gedroht. Es gab sogar den Hinweis, dass der weiße Adler das hoheitliche Wappentier der polnischen Nachbarn sei. Auch Experten hatten die Farbwahl der Kunstkommission kritisiert. So hatte der Historiker Lutz Partenheimer von der Uni Potsdam von einer „Verballhornung der brandenburgischen Volksvertreter und aller Brandenburger“ gesprochen. Partenheimer hatte darauf verwiesen, dass der rote brandenburgische Adler bereits seit 800 Jahren nachweisbar sei – als Wappen der Markgrafen von Brandenburg. Ein weißer Adler auf weißem Grund, das sei für ihn ein Ostfriesenwitz, hatte der Historiker erklärt.

Bei Landtagspräsident Fritsch rannten die Beschwerdeführer von Anfang an offene Türen ein – auch er hatte sich für einen roten Adler im Plenarsaal ausgesprochen. Darüber abstimmen durfte Fritsch aber nicht: Er war nicht Mitglied der Kunst- und Gestaltungskommission, die über die Farbe des Stahlvogels entschieden hat. Auch die CDU hatte massiv für einen Farbwechsel des Wappenvogels getrommelt und wollte von den Kulissenbauern der Babelsberger Filmstudios sogar einen roten Wappenvogel aus Holz nachbauen lassen, um die Wirkung zu testen. Und Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) zählt ebenfalls zu den Befürwortern eines roten Adlers, weil der zur Identität des Landes gehöre, wie er den PNN einmal sagte. Die Proteste haben im Landtag, auch im Präsidium spürbare Wirkung gezeigt. Nach Ansicht von Beobachtern hat vor allem das Eröffnungswochenende des Landtagsschlosses bei den Abgeordneten zu einem Umdenken geführt. Hunderte Besucher hatten sich dort für einen roten Adler ausgesprochen, zudem ging eine neue Flut von E-Mails, Briefen und Anrufen bei Fritsch ein. Selbst Landtagsarchitekt Peter Kulka hatte daraufhin seine bis dato unnachgiebige Haltung in der Farbfrage aufgegeben: „Wenn Sie ihn unbedingt rot streichen wollen, dann ist es mir auch egal!“, sagte er am Eröffnungstag.

Fritsch will nun mit Kulka weiter über den Adler im Plenarsaal sprechen. Unklar ist noch, wie ein neues rotes Wappentier aussehen könnte. Bei der Verwendung des traditionellen Wappens würden die Landtagsabgeordneten auf einen Vogel mit lang herausgestreckter Zunge und gelben Krallen schauen. Für den weißen Adler soll, so geißt es, ein anderer würdiger Platz im Parlament gefunden werden.

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