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Berlin: Brandenburger Tor aus Friedrichshain

Die SG Empor vertritt die Stadt mit einem ungewöhnlichen Namen in der Badminton-Bundesliga

Berlin. Auf die Frage, wie viele Teams denn absteigen, zuckt Nicole Grether nur mit den Schultern. In so einer Situation sei sie noch nie gewesen. Grether kennt nur Siegermentalität, und genau diese Nervenstärke wünscht man sich beim Badminton-Bundesligisten mit dem schönen Namen SG Empor Brandenburger Tor (EBT). Weil sie diese Robustheit besitzt, wurde die Nationalspielerin, die in der vergangenen Saison mit Bayer Uerdingen deutscher Mannschaftsmeister geworden war, zu dem Aufsteiger geholt. Die anderen im Team sollen von der Erfahrung Grethers profitieren. Doch so schnell geht das nicht: Am Sonntag verloren die Friedrichshainer ihr erstes Heimspiel vor 150 Zuschauer gegen den SC Lüdingshausen 2:6.

Dass Grether nun in einem Team spielt, das den Klassenerhalt anstrebt, macht der 28-Jährigen nicht viel aus. „Es hat sich so angeboten“, sagt die Zeitsoldatin, die in Spandau wohnt. Nachdem sich der vierfache Deutsche Meister Eintracht Südring aus finanziellen Gründen von der Bundesliga verabschieden musste, gelingt Grether in dieser Saison endlich der Sprung in ein Berliner Team. „Südring hat mich schon interessiert, aber dort haben nur starke ausländische Spieler gespielt“, sagt Grether, „das Konzept hier gefällt mir besser.“

Das Konzept bei EBT ist einfach. „Wir legen großen Wert auf Jugendarbeit“, sagt Abteilungsleiter Manfred Kehrberg. Ein Bundesligateam mache keinen Sinn ohne guten Nachwuchs. Abgesehen von der Badenerin Nicole Grether, dem Spitzenspieler Chen Wei aus China und dem Schotten Robert Blair kommen immerhin Conrad Hückstädt, Tim Dettermann und Karsten Lehmann aus der eigenen Jugend. Monja Bölter spielte zudem früher in Neukölln. Und die nächsten Talente warten schon: Das Jugendteam von EBT wurde 2003 Deutscher Meister.

Und das alles war geplant. Der Abteilungsleiter erklärt es so: „1996 haben wir einen Zehnjahresplan erstellt, mit dem Ziel, national wieder eine Rolle zu spielen.“ Wie in der DDR, als der Verein – unter dem Namen Betriebssportgemeinschaft Empor Brandenburger Tor – jahrelang zu den drei besten Badminton-Teams des Landes zählte. So startete der Klub vor sieben Jahren den Marsch durch die Ligen, von der Landesliga bis in die Bundesliga. Erste Ziel ist natürlich der Klassenerhalt, aber gleichzeitig will der Verein so viele Talente wie möglich an die Bundesliga gewöhnen und deshalb auch möglichst häufig einsetzen. Ein Risiko, aber ein kalkulierbares. Schließlich musste nicht bloß Eintracht Südring aufgeben, auch Bayer Uerdingen konnte sein Bundesliga-Team nicht mehr finanzieren. „Das Niveau ist dadurch schwächer“, sagt Grether. „Dafür spielen aber mehr deutsche Spieler.“

Jörg Petrasch

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