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Berlin: Brandenburger Tor: Ex-Landeskonservator sorgt sich um die Zukunft der Quadriga

Wieviel Denkmalschutz braucht Johann Gottfried Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor? Reichen kosmetische Maßnahmen, etwa die Beseitigung schwarzer Schlieren, oder sind doch umfangreichere Arbeiten zur Substanzsicherung nötig?

Wieviel Denkmalschutz braucht Johann Gottfried Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor? Reichen kosmetische Maßnahmen, etwa die Beseitigung schwarzer Schlieren, oder sind doch umfangreichere Arbeiten zur Substanzsicherung nötig? Die Meinungen gehen auseinander.

Das Deutsche Technikmuseum Berlin steht hinter seiner vor zehn Jahren durchgeführten Restaurierung, die nach bestem Wissen und Gewissen erfolgt sei, so der stellvertretende Direktor Dirk Böndel. Die Maßnahme sei seinerzeit vom Landesdenkmalamt begutachtet und gebilligt worden. Diskutiert könne über Inschriften werden, die in der Silvesternacht 1989/90 eingeritzt wurden. Bei der Restaurierung im Technikmuseum sei 1991/92 entschieden worden, diese Graffiti wegen ihres Zeugnischarakters zu respektieren. Außerdem seien sie von unten nicht zu sehen. Die auch für den Denkmalschutz zuständige Bauverwaltung hat an der Figurengruppe keine gravierenden Schäden beobachtet, lediglich "ästhetisch-konservatorische Problembereiche", die aber nicht die Substanz oder gar die Standfestigkeit der geflügelten Rosselenkerin gefährden.

Wer aber, wie jetzt Mitglieder der Schadow-Gesellschaft, das seltene Glück hatte, am eingerüsteten Tor entlang in die Höhe zu klettern und die Wagenlenkerin mit den vier Rössern aus nächster Nähe zu betrachten, wird feststellen, dass der Zustand des Bildwerkes nicht wirklich erfreulich ist.

Daher plädiert der frühere Landeskonservator und heutige Geschäftsführer der im letzten Jahr mit der Sanierung und Restaurierung des Brandenburger Tors befassten privaten Stiftung Denkmalschutz Berlin, Helmut Engel, dafür, die Quadriga auf den Prüfstand zu stellen. Eine genaue Untersuchung der Figurengruppe sei nötig. Es seien versteckte Mängel zu befürchten.

Engel verweist auf die großen Kräfte, denen das Schadowsche Bildwerk etwa bei Stürmen ausgesetzt sei. Er zeigt auf schwärzliche Flickstellen, die nicht so schön grün patiniert sind wie das Kupfer. Es müsse sichergestellt werden, dass kein Wasser in die Figur eindringt. Die Erschütterungen, denen das Tor ausgesetzt ist, beträfen auch die Quadriga. Der altgediente Denkmalschützer plädiert dafür, Berlins Wahrzeichen und seine Quadriga in ein Schutz- und Pflegeprogramm zu nehmen. Nur so werde verhindert, dass sich in ein paar Jahren angesichts wachsender Umweltbelastungen und Bewegungen im Untergrund neue Schäden einstellen, die dann nur mit viel Geld und zu Lasten der historischen Substanz zu beheben wären. "Alle Verantwortlichen sollten überlegen, ob der Kontrast von restauriertem Brandenburger Tor mit seinem aufgehellten Sandstein und dem grün-schwarzen Flickenteppich angemessen ist, den die Quadriga zurzeit abgibt", gibt Engel zu bedenken.

Das kupferne Original war in den letzten Kriegstagen zerschossen worden. Um 1950 hat man die Reste der Quadriga auf den Pariser Platz geworfen. Da Gipsabformungen existierten, konnten die Göttin und ihre Pferde nachgebildet und 1958 auf das Tor gehoben werden.

Helmut Caspar

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