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Brandenburg: Besuchermagnet Potsdam-Center?

POTSDAM .In das umstrittene Potsdam-Center sollen mehr Besucher strömen als in die Schloßparks von Sanssouci - diese verzeichnen jährlich rund zwei Millionen Gäste.

POTSDAM .In das umstrittene Potsdam-Center sollen mehr Besucher strömen als in die Schloßparks von Sanssouci - diese verzeichnen jährlich rund zwei Millionen Gäste.Nach einer bislang internen Vermarktungs-Broschüre, die dem Tagesspiegel vorliegt, erwartet der HFS-Immobilienfonds als Investor in den sogenannten Bahnhofspassagen "10 Millionen Besucher pro Jahr." Die HFS wirbt ausdrücklich mit der "Top-Bauqualität und Architektur" des Projektes, die sogar von der UNESCO überwacht werde.Wegen des Potsdam-Centers hatte die UNESCO damit gedroht, die Sanssouci-Kulturlandschaft auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten zu setzen.Der Streit um die Ausweitung der Verkaufsfläche in dem in Bau befindlichen Einkaufszentrum soll heute auf einem Krisengipfel beigelegt werden.

Gegenüber früheren Planungen, die für das Potsdam-Center eine Verkaufsfläche von 12 500 Quadratmetern vorsahen, ist jetzt eine fast doppelt so große Fläche geplant.An dem heutigen Treffen werden neben der Stadt, Roland Ernst, HFS-Vertretern und der Deutschen Bahn auch die Innenstadt-Investoren teilnehmen.Wie auch der Einzelhandelsverband, die Industrie- und Handelskammer und alle Potsdamer Parteien befürchten diese, daß durch den Bau des riesigen Einkaufszentrums nahe des Bahnhofs die barocke Innenstadt ausbluten wird."Es würde ihr jegliche Chance für die Zukunft verbauen", sagte auch Helmut Bunge von der Berliner Forschungsstelle für den Handel, die die wirtschaftliche Entwicklung Potsdams seit Jahren begutachtet.Bunge erinnert daran, daß selbst die früher vereinbarten 12 500 Quadratmeter Ladenfläche am Stadtbahnhof bereits über jenem Wert lagen, denn die FFH als verträglich ansah.Das Gezerre um das Potsdam-Center nannte Bunge "Kapitalismus pur".

"Mein Ziel ist es, die städtischen Interessen durchzusetzen", kündigte Potsdams amtierender Bürgermeister Hans-Joachim Bosse an.Aber die verhandlungen würden wohl auf einen "Kompromiß" hinauslaufen.Den bisherigen Rathaus-Beteuerungen, daß die Baugenehmigung nur 12 500 Quadratmeter zuläßt, hatten jüngst Bauministerium und die Roland-Ernst-Gruppe widersprochen."Ein Kompromiß kann nicht so aussehen, daß man sich auf der Hälfte trifft - und die Altstadt ist tot", warnte Michael Schöne von den Innenstadt-Investoren.Man prüfe Klagen gegen die Stadt und gegen die Roland-Ernst-Gruppe für den Fall, daß - wie absehbar - die im März 1997 unterzeichnete Obergrenzen-Vereinbarung von 12 500 Quadratmetern gebrochen wird.Die Ernst-Gruppe, die die Unterschrift ihres damaligen Vertreters Heidkamp unter das Papier jetzt für nichtig erklärt, sei immerhin noch in der Investoren-Pflicht.

Nach der noch internen HFS-Vermarktungsbroschüre sollen in den Bahnhofspassagen "ein Shopping-Center mit ca.80 Läden", ein SB-Warenhaus und ein Multiplex-Kino entstehen, wobei eine Fläche von 30 000 Quadratmetern genannt wird.Es würden zwei Parkhäuser und 1400 Stellplätze geschaffen.Die erwarteten 30 000 Besucher täglich (10 Millionen pro Jahr) soll aber vor allem der Anschluß an die Bahn garantieren.HFS rechnet - unter anderem - mit täglich 21 000 bis 25 000 S-Bahn-Nutzern.Dagegen meldet FFH-Handelsexperte Bunge ernsthafte "Zweifel" an, daß diese Kunden- und Umsatzerwartungen realistisch sind, zumal es in Potsdam bereits das etablierte Stern-Center gibt.

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