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Brandenburg: Bund spekuliert auf Schlösser

Gebäude zum Repräsentieren gewünscht / Kanther fordert Ende im UNESCO-StreitVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Bundesinnenminister Manfred Kanther hat es als "große nationale Aufgabe" bezeichnet, die unter UNESCO-Schutz stehende Potsdamer Kulturlandschaft zu bewahren.

Gebäude zum Repräsentieren gewünscht / Kanther fordert Ende im UNESCO-StreitVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Bundesinnenminister Manfred Kanther hat es als "große nationale Aufgabe" bezeichnet, die unter UNESCO-Schutz stehende Potsdamer Kulturlandschaft zu bewahren."Die Schlösser und Gärten sind heute in einem besseren Zustand als vor der Aufnahme in die Weltererbeliste", sagte Kanther am Dienstag im Marmorpalais.Zugleich forderte er, die jüngste UNESCO-Debatte um die Straßenbahnplanungen durch die Kolonie Alexandrowka "schnell zu beenden, da sie dem Ansehen der Bundesrepublik schadet." Am heutigen Mittwoch berät das Stadtparlament über die umstrittene Tramplanung. In die aktuellen Auseinandersetzungen um die geplante Trassenvarianten durch die Kolonie Alexandrowka, die auf Antrag der Bundesrepublik in die Welterbeliste aufgenommen werden soll, mischte sich Kanther aus Rücksicht auf die kommunale Planungshoheit nicht ein.Er mahnte jedoch, daß die Debatten der letzten Monate und die "Aufmerksamkeit auch einer internationalen Öffentlichkeit" gezeigt hätten, wie "empfindlich Veränderungen in diesem Gebiet registriert werden." Kulturminister Steffen Reiche forderte das Stadtparlament auf, die mit der UNESCO abgestimmte Kompromiß-Variante (Gleis zwischen Kolonie und Russische Kapelle) mitzutragen.Als "nicht akzeptabel" bezeichnete Reiche die sogenannte "Traverse" quer durch die Blockhaussiedlung, die neuerdings von PDS und CDU gefordert wird.Sollte tatsächlich die Traverse oder eine zweigleisige Trasse am Fuße des Kappellenbergs beschlossen werden, stellte Reiche klar, sei mit einem Einspruch des Landesamtes für Denkmalpflege zu rechnen.Und die letzte Entscheidung liege nach dem Denkmalschutzgesetz danach auf seinem Tisch. Abgesehen von diesem Potsdamer Grundkonflikt zwischen Stadtentwicklung und UNESCO-Erbe: Nach seinem Besuch der Stiftung äußerte sich Kanther insgesamt zufrieden über den Zustand der Schlösser- und Gärten, für deren Unterhalt und Sanierung der Bund seit 1991 rund 165 Millionen Mark zur Verfügung gestellt habe.Dieses Wiederaufbauprogramm (derzeit 65 Baustellen, darunter auch die Schlösser Königs Wusterhausen, Caputh und Rheinsberg) werde bis zum Jahr 2005 abgeschlossen sein.Der Bundesinnenminister prophezeite, daß im Zuge des Hauptstadt-Umzuges nach Berlin das "internationale Augenmerk" noch gezielter auf die preußischen Schlösser und Gärten gerichtet sein werde, bei denen es sich um eine Art "Regierungsgarten" für die ganze Bundesrepublik handeln würde. Die Auswahl von Schlössern für repräsentative Zwecke der Bundesregierung - ein Begehren, dem die Stiftungskonservatoren skeptisch gegenüberstehen - stünde aber noch nicht auf der Tagesordnung."Ehe in Berlin das gesellige Ambiente einer Weltstadt als Hauptstadt hinzukommt, wird es noch eine Weile dauern", sagte Kanther.Er versicherte, daß der Bund sich auch künftig finanziell "in erheblichem Umfang" an der Förderung der Schlösserstiftung beteiligen werde.Bislang tragen Brandenburg 43 Prozent, der Bund 37 Prozent und Berlin 20 prozent der jährlichen 59-Millionen-Förderung. Allerdings reichen diese Vereinbarungen bislang nur bis 1999, besonders der Bund und Brandenburg stehen vor einem neuen Tauziehen.Angesichts der schwierigen Situation des Landeshaushalts sieht sich Brandenburg nach den Worten von Minister Reiche außerstande, den 37-Prozent-Löwenanteil an der "gesamtstaatlichen Verpflichtung" (Kanther) weiter zu tragen.Brandenburg fordert deshalb vom Bund eine 50prozentige Mitfinanzierung am Stiftungshaushalt.Kanther selbst lehnte jegliche Spekulationen über den künftigen Bundesanteil ab.

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