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Brandenburg: Die Deiche sind durchgeweicht

Neue Höchstpegel fast überall entlang der Oder / Parteienstreit um SicherheitVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Der Potsdamer Krisenstab der Landesregierung hat am Dienstag nachmittag vorsorglich die ersten Evakuierungen veranlaßt.

Neue Höchstpegel fast überall entlang der Oder / Parteienstreit um SicherheitVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Der Potsdamer Krisenstab der Landesregierung hat am Dienstag nachmittag vorsorglich die ersten Evakuierungen veranlaßt.Rund 130 Bewohner aus der Gemeinde Aurith wurden in Sicherheit gebracht."Die Deiche nördlich von Eisenhüttenstadt sind auf der gesamten Länge so durchgeweicht, daß Durchbrüche nicht länger ausgeschlossen werden können", erklärte der Krisenstab.Am Dienstag wurden fast überall entlang der Oder neue Höchstpegel gemessen. "Es grenzt an ein Wunder, daß die Deiche bis jetzt so gut durchgehalten haben", sagte Matthias Freude, der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes."Aber die Standsicherheit sinkt weiter".Die Deiche müssen nach Freudes Angaben den größten Druck seit ihrer Errichtung standhalten.Auf jeden Quadratmeter drückt eine Last von sechs Tonnen.Akut bedroht ist neben Aurith auch weiterhin die 340-Seelen-Gemeinde Ratzdorf, wo die "Hauptkampflinie" bei der Abwehr der Hochwasserflut verläuft.Zwar konnten die Hilfskräfte an der Oder insgesamt rund 300 kleinere und größere Deichschäden, darunter die ersten gefährlichen Böschungsrutsche, noch unter Kontrolle halten - dennoch ist keine Entwarnung in Sicht.Besonders in Ratzdorf (siehe untenstehenden Beitrag) spitzte sich am Dienstag die Situation weiter zu: Angestrengt bemühten sich rund 600 Einsatzkräfte, den Deich weiter zu erhöhen und zu stabilisieren: Schon am Mittag stand dort der Pegel, gegenüber dem Vortag um mehr als 20 Zentimeter geklettert, bei 6,81 Metern - dem höchsten dort je gemessenen Wert. Doch nicht nur in Ratzdorf, fast überall entlang der Oder wurden neue Höchststände gemeldet: In Eisenhüttenstadt kletterte die Flut auf 7,08 Meter und hat den Höchstwert von 1854 (6,55 Meter) weit überschritten.Wie der Potsdamer Krisenstab mitteilte, haben sich 40 Asylbewerber aus Eisenhüttenstadt freiwillig zu den Hochwasser-Hilfsmannschaften gemeldet.In Frankfurt fehlten mit 6,33 Metern nur noch zwei Zentimeter bis zum Höchstwert von 1930.Nach polnischen Prognosen rechnet das Landesumwaltamt, daß mit neuen, heranströmenden Wassermassen der Pegel dort am Donnerstag sogar auf 6,70 Meter steigen wird.Wenn dieser "Scheitel" weiter nach Norden gezogen ist, wird um den 27.August die "zweite große Flut" - die Folge der schweren Regenfälle in Südpolen und Tschechien - mit einem Pegel von 6,55 Metern erwartet.Dagegen steht Wasser im nördlich von Frankfurt (Oder) beginnenden Oderbruch - dort leben 19 000 Menschen - noch ein bis zwei Meter unter den Deichkronen, so daß die Situation dort bislang weniger dramatisch ist.Allerdings klettern auch dort die Pegel weiter.Deshalb könne noch keine Entwarnung gegeben werden, erklärte Freude. Unterdessen begann in Potsdam der Schwarze-Peter-Parteienstreit um die Deichsicherheit.Umweltminister Matthias Platzeck wies CDU-Vorwürfe zurück, daß Brandenburg in den letzten Jahren den Deichschutz vernachlässigt habe."Es sind die stärksten Deiche in Mitteleuropa", so Platzeck.Seit 1992 seien jährlich zwischen acht und zwölf Millionen Mark in Pflege, Erhaltung und Sicherung geflossen.Entlang der Oder seien in diesem Zeitraum jährlich zwischen 1,1 Millionen und 2,7 Millionen in Pflege der Deiche, weitere 2,6 Millionen Mark in Deichbauprojekte investiert worden.

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