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Brandenburg: Die Trappen schauen beim Bau zu

Füchse sind gefährlicher für die Vögel als die umstrittene BahntrasseVON THORSTEN METZNER RATHENOW.Typisch, auch noch medienscheu: Weit und breit läßt sich nicht eine einzige Großtrappe blicken, Fotografen-Pech.

Füchse sind gefährlicher für die Vögel als die umstrittene BahntrasseVON THORSTEN METZNER RATHENOW.Typisch, auch noch medienscheu: Weit und breit läßt sich nicht eine einzige Großtrappe blicken, Fotografen-Pech.Als Ersatz gibt es wenigstens ein ausgestopftes, aufgeplustertes Exemplar des märkischen Riesenvogels, das etwas angestaubt in der Naturschutzstation Buckow östlich von Rathenow herumsteht."Aber es geht den Trappen hervorragend.Die Tiere sind so scheu, daß niemand weiß, wo sei gerade stehen", erklärt Anne Schoeps von der Naturschutzstation Buckow."Die Brut verlief normal - wie in den Vorjahren." Eine gute Nachricht: Die Baumaßnahmen an der künftigen ICE-Hochgeschwindigkeits-Strecke zwischen Berlin und Hannover, die mitten durch das Trappennaturschutz-Gebiet "Havelländisches Luch" bei Rathenow führt, haben den vom Aussterben bedrohten größten Flugvogel Europas offenbar bislang ziemlich kalt gelassen.Die dort noch lebenden rund dreißig Tiere dirigieren quasi den Rhythmus der Bulldozer.Damit die Trappen in ihrer Balz- und Brutzeit nicht gestört werden, waren die Arbeiten in diesem sensibelsten Abschnitt der ICE-Strecke seit Ende Februar unterbrochen.Erst seit einer Woche steht wieder eine Staubwolke über den Wällen, die beiderseits der ICE-Trasse aufgeschüttet werden.Sie sollen verhindern, daß die Trappen, Reiher, Gänse und Kraniche in die Oberleitungen fliegen.Aber trotz Trappen-Schonzeit sind die Wälle inzwischen fast fertig."Eine Million Kubikmeter Erdreich - das sind 50.000 vollbeladene Kipper - haben wir aufgeschüttet.Es fehlen nur noch zweihunderttausend Kubikmeter", sagt Bauleiter Karl Heinz Wegner.Und die extrem scheuen Trappen? "Sie sind sehr neugierig, und schauen manchmal bei den Arbeiten zu." Noch im Vorjahr hatte das monatelange Tauziehen um die Schutzmaßnahmen zwischen der Deutschen Bahn, dem Brandenburger Umweltministerium, Bonn und Brüssel die Wogen hochschlagen lassen.Obwohl sich dadurch die Bauarbeiten im Brandenburger Bauabschnitt verzögert haben, während im benachbarten Sachsen-Anhalt die Strecke bereits fast fertig ist, hält sich heute auch die Planungsgesellschaft Bahnbau mit kritischen Tönen zurück.Ende gut, alles gut? Es scheint so.Denn selbst die Kosten für die Trappenschutzmaßnahmen werden unterm Strich deutlich geringer ausfallen als die ursprünglich veranschlagten 70 Millionen Mark.Die Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit rechnet heute nur noch mit 30 Millionen Mark - bei einem Vier-Milliarden-Projekt eine überschaubare Größe."Wahrscheinlich wird es noch weniger", sagt Projektmanager Lothar Christoph. Und trotzdem droht dem "märkischen Strauß" in seinem Überlebenskampf weiter Gefahr, vor allem von den sich rasant vermehrenden Füchsen, die die schwerfällige und fleischhaltige 12-Kilo-Trappe als leichtes Jagdziel erkannt haben."Es gibt immer wieder Verluste", klagt Schoeps.Deshalb haben die Naturschützer zu den Waffen gerufen: Im vorigen Jahr wurden im Naturschutzgebiet 400 Füchse geschossen, in diesem Jahr bereits 300.Doch die Fuchs-Tragödie, die das Eisenbahn-Trappen-Spektakel abgelöst hat, ist nicht zu Ende.Naturschützerin Schoeps: "Selbst intensiver Beschuß reicht bisher nicht aus."

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