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Brandenburg: Ein Naturparadies vor den Toren Berlins wird von Granaten befreit

Mit Hilfe der EU beginnt die Räumung der Döberitzer Heide von russischer MunitionVON MICHAEL MARA POTSDAM.Drei Jahre nach Abzug der letzten Russen ist der ehemalige Truppenübungsplatz Döberitzer Heide - ein einzigartiges Naturparadies vor den Toren Berlins - noch immer nicht frei zugänglich.

Mit Hilfe der EU beginnt die Räumung der Döberitzer Heide von russischer MunitionVON MICHAEL MARA POTSDAM.Drei Jahre nach Abzug der letzten Russen ist der ehemalige Truppenübungsplatz Döberitzer Heide - ein einzigartiges Naturparadies vor den Toren Berlins - noch immer nicht frei zugänglich.Der Grund ist die hochgradige Munitionsverseuchung des fast 5000 Hektar großen Geländes.Noch in diesem Jahr soll jedoch mit der Munitionsräumung begonnen werden.Die EU hat für diese Konversionsmaßnahme 600 000 Mark bereitgestellt.Die Räumung ist die Voraussetzung für die Öffnung dieses größten Naturschutzgebietes im Umland von Berlin und den Bau eines Wanderwegenetzes.Der Naturschutzförderverein Döberitzer Heide, der das Schutzgebiet im Auftrag der Brandenburger Bodengesellschaft verwaltet, hat gestern seine Konzeption vorgestellt. Von der Kommandozentrale der ehemaligen Panzerausbildungsbahn hat man einen weiten Blick über die Döberitzer Heide bis nach Berlin.Kaum daß Umweltminister Matthias Platzeck und sein Gast, der frühere schleswig-holsteinische Umweltminister und heutige Professor Berndt Heydemann, an den Holztischen Platz genommen haben, geraten die Döberitzer Naturschützer ins Schwärmen: "Nirgendwo sonst wird eine Hauptstadt von einem nicht landwirtschaftlich genutzten, sich Jahrhunderte weitgehend selbst überlassenen Gebiet dieser Größe flankiert." Der Grund ist, daß die Döberitzer Heide fast 300 Jahre lang als militärisches Übungsgelände genutzt wurde.Das Besondere ist die Strukturvielfalt: Wüsten und Heideflächen wechseln sich mit naturgewachsenem Wald und über 30 Mooren ab.Viele gefährdete Pflanzen und Tiere haben hier ein einzigartiges Refugium gefunden: Der Kranich, der Moorfrosch, der Ziegenmelker, die Spiralhornbiene.Berlin, so Platzeck, könne sich kein vielfältigeres Naturerlebniszentrum und keine bessere Frischluftschneise vor seinen westlichen Toren wünschen.Und nicht nur das: Die Döberitzer Heide könnte, ergänzt Hans-Joachim Mader von der Naturschutz-Abteilung des Umweltministerium, ein "tolles Wandergebiet" werden. Doch bis die Verbotsschilder verschwinden, wird noch einige Zeit vergehen: Mit den 600 000 Mark der EU können nur etwa zehn Kilometer Wanderwege von Munition geräumt werden.Nach der Konzeption des Fördervereins sollen in drei Ausbaustufen insgesamt 60 Kilometer Wanderwege entstehen.Sie werden einmal ringförmig um die beiden Naturschutzgebiete Ferbitzer Bruch (1155 Hektar) und Döberitzer Heide (2878 Hektar) sowie die angrenzenden Gebiete führen.Von der Finanzierung abgesehen sind auch andere Probleme nicht geklärt.Wer unterhält die Wege, für deren Anlage die EU noch einmal 1,5 Millionen Mark bereitstellt? Wer haftet, wenn ein Wanderer den Weg verläßt und auf eine Granate tritt? Die Naturschützer stoßen bei ihren Exkursionen regelmäßig auf alte Munition, meist Granaten aus der Zeit der beiden Weltkriege.Der junge Schäfermeister Uwe Trebeß, der mit den 1500 Heidschnuêken des Fördervereins die Heide kurz hält und "Vertragsnaturschutz" betreibt, hat noch keine Verluste hinnehmen müssen. Besichtigungen unter Aufsicht sind allerdings schon heute möglich: Der Förderverein veranstaltet in den Sommermonaten Wanderungen und Exkursionen."Das Interesse ist so groß, daß wir schon bremsen müssen", sagt Vorstandsmitglied Werner Schulze, "denn wir machen die Arbeit ehrenamtlich".Termine: Naturschutz-Förderverein Döberitzer Heide, Telefonnummer 033234/86102.

MICHAEL MARA

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