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Ein Polizist untersucht mit einem Spürhund den Fundort der Babyleiche.

© dpa

Update

Grausiger Fund in Potsdam: Totes Baby war bei Geburt lebensfähig

Die Polizei hat nach dem Fund eines toten Babys in Potsdam ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet. Noch immer fehlt eine konkrete Spur zur Mutter. Erste Hinweise gibt es aber.

Das Baby, das am Freitag tot in Potsdam entdeckt worden war, war bei der Geburt lebensfähig. Das sei das vorläufige Ergebnis der Obduktion, sagte am Samstag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam. Es sei ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen Unbekannt eingeleitet worden. Wer die Mutter des toten Mädchens ist, sei weiter unklar. Es lägen allerdings zwei Hinweise vor, denen nachgegangen werde.

An einem Bahndamm wurde am Freitag die Leiche des Babys entdeckt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Potsdam handelte es sich um ein neugeborenes Mädchen. Ein Anwohner hatte das Baby gegen 9.30 Uhr in der Böschung bei einem Garagenkomplex unweit des Parks Sanssouci im Potsdamer Westen entdeckt und die Polizei alarmiert. Ihm war das Handtuchbündel an der Giebelseite der Garagen, am Fuß einer Böschung zu den Bahngleisen aufgefallen, als er zu seinem Auto wollte.

Der ältere Mann sagte: „Ich hatte ein blutverschmiertes Handtuch an der Stirnseite meiner Garage entdeckt und mitbekommen, dass da ein kleiner Mensch drin ist.“ Polizeisprecherin Katrin Laurisch sagte, „das Kind hat nicht lange dort gelegen“. Die gerufene Notärztin konnte nur noch den Tod feststellen. Die Mordkommission nahm die Ermittlungen auf.

Am Freitagabend verdichteten sich die Hinweise auf eine Gewalttat: Bei der Obduktion seien „Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung, die zum Tod des Kindes geführt haben könnten“, festgestellt worden, sagte die Polizeisprecherin.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) reagierte mit Bestürzung auf die Nachricht. „Wenn kleine Kinder sterben, ist das immer das größte Unglück“, sagte er. Einen Tag vor dem Weihnachtsfest könne jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden. Jakobs bat alle Potsdamer, das Baby in ihre Weihnachtsgebete aufzunehmen.

Der Fundort des toten Babys liegt im selben Stadtteil wie das katholische St.-Josefs-Krankenhaus, wo im Jahr 2003 Brandenburgs bislang einzige Babyklappe eröffnet wurde. Pro Jahr werden dort ein bis zwei Babys anonym abgegeben, zuletzt im Frühjahr 2011, hieß es gestern auf Anfrage.

In Brandenburg hatten in den vergangenen Jahren immer wieder grausige Funde toter Babys Schlagzeilen gemacht. So entdeckten Polizisten im Februar 2011 in Jüterbog die Überreste eines Neugeborenen im Garten der Eltern. Die Mutter und ihr Expartner müssen sich deshalb vor Gericht verantworten. 2005 wurden in einer Garage in Brieskow-Finkenheerd neun Babyleichen entdeckt. Die Mutter wurde wegen Totschlags zu 15 Jahren Haft verurteilt. (mit dapd)

Zeugen können sich an die Polizei in Potsdam unter Telefon 0331/5508-0 wenden.

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