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Brandenburg: Hintzes Entführer arbeitete in der Wirtschaft der Eltern

Das Opfer war sorgfältig ausgesucht / Ermittlungen fast beendetVON WERNER VAN BEBBER POTSDAM.Es war eine ebenso bizarre wie grausame Entführung, die mit dem Tod des Geltowers Matthias Hintze endete.

Das Opfer war sorgfältig ausgesucht / Ermittlungen fast beendetVON WERNER VAN BEBBER POTSDAM.Es war eine ebenso bizarre wie grausame Entführung, die mit dem Tod des Geltowers Matthias Hintze endete.Ganz aufgeklärt ist sie noch nicht.Aber die Potsdamer Staatsanwälte kennen drei Monate nach der Festnahme der beiden mutmaßlichen Entführer an der Havelchaussee fast alle Einzelheiten der Tat.Und sie kennen das Motiv: Es war der "vermeintliche Wohlstand der Familie", sagt Staatsanwaltssprecherin Monika Haag.Die beiden Entführer Sergej Serow und Vjatscheslaw Orlow hielten die Hintzes für reiche Leute, seit Orlow ein paar Tage in der Gastwirtschaft gearbeitet hatte.Für die Ermittler sind jedenfalls die Mafia- und Drogenhandels-Gerüchte haltlos, die in Geltow schon schwirrten, als Matthias Hintze noch nicht beigesetzt war. Die beiden Russen hatten den Sohn des Gastwirtspaars am Abend des 14.September 1997 vor dem Haus seiner Eltern überwältigt.Zuletzt gesehen wurde er, als seine Entführer mit dem gestohlenen Mercedes des Opfers in Glindow einen Auffahrunfall hatten: Die Kofferraumklappe des Autos sprang auf, Zeugen sahen den jungen Mann, der zu fliehen versuchte, und hörten Hilferufe.Die Entführer zwangen ihn zurück in den Kofferraum und verschwanden. Tage später bekamen Hintzes Eltern ein Foto zugesandt.Es zeigte den 20jährigen an einen kaum zu identifizierenden Ort - in einem bunkerartigen Erdloch.Hintze stand in einer zwei Meter tiefen, mit Brettern verschalten Grube.Ein Auge war blaugeschlagen, er sah verzweifelt aus.Hundertschaften setzte die Polizei in Bewegung, um das Erdloch zu finden.Man vermutete den Schacht auf irgendeinem früheren Militärgelände irgendwo bei Berlin, denn von Berlin oder Potsdam aus meldeten sich die Entführer mehrmals telefonisch. Für die Ermittler steht inzwischen fest, daß das Foto dort gemacht wurde, wo Hintze wenig später sterben sollte und Anfang Oktober, drei Wochen nach der Entführung, gefunden wurde: in einem Waldstück bei Waren in Mecklenburg-Vorpommern."Zufall" sei die Wahl dieses Ortes offenbar gewesen, sagt Staatsanwältin Monika Haag - so sagten die beiden Russen.Der Schacht war so tief, daß Hintze kaum hätte herausklettern können.Nach oben hin war er den Ermittlungen zufolge mit einem Holzbrett abgedeckt, das die beiden Entführer mit Erde beschwerten und tarnten.So schwer sei die Abdeckung des Schachtes gewesen, daß Matthias Hintze sie nicht hätte hochstemmen können, sagt Monika Haag. Woran er gestorben ist, wissen die Staatsanwälte noch nicht.Der Zustand der Leiche ließ darauf schließen, daß Hintze kurz nach der Entführung starb - und zuvor nicht schwer verletzt worden war.Womöglich ist er erstickt.Einen Wasserschlauch habe man in dem Schacht gefunden, sagt Monika Haag; die Entführer hätten behauptet, auch einen Wasserkanister in die Grube gestellt zu haben.Atemluft sollte der Gefangene offenbar durch ein Plastikrohr bekommen, doch womöglich funktionierte der Luftaustausch zwischen der abgedeckten und getarnten Grube und der Erdoberfläche nicht.Ein technischer Gutachter untersuche den Luftaustausch in der Grube, sagt Monika Haag.Wenn Ergebnisse vorlägen, müsse womöglich noch ein Obduktionsgutachten gemacht werden, um die Erstickung als Todesursache festzustellen.Im Frühjahr sollen die Ermittlungen abgeschlossen sein.

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