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Brandenburg: Keine Gebote für das

POTSDAM .Die Versteigerung der Potsdamer Truman-Villa ist geplatzt.

POTSDAM .Die Versteigerung der Potsdamer Truman-Villa ist geplatzt.Bei der Aktion im Potsdamer Amtsgericht fand sich gestern kein Käufer für das "Little White House" im Stadtteil Babelsberg.Um den Zuschlag zu erhalten, hätte mindestens der halbe Verkehrswert - 3,5 Millionen Mark - geboten werden müssen.US-Präsident Harry S.Truman hatte in der Villa während der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 residiert und nach Angaben von Historikern dort auch den Befehl zum Abwurf der Atombombe auf Hiroshima gegeben.

"Ich bin froh, daß die Villa nicht an irgendeinen Immobilienhai aus München oder Frankfurt gegangen ist, der dort Eigentumswohnungen hineinbaut - wir haben für unser Konzept Zeit gewonnen", sagte Robert Mackay.Der langjährige Präsident der US-Handelskammer in Berlin ist Vorsitzender des Vereins "Transatlantic Friends of the Truman-House in Potsdam".Der Verein, der die Villa selbst für eine öffentlich-gewerbliche Mischnutzung erwerben will, hat bislang kein tragfähiges Finanzierungskonzept.Ziel sei es, ohne öffentliche Gelder aus der für die deutsch-amerikanischen Geschichte so bedeutenden Villa eine Wirtschaftstagungsstätte mit einer Ausstellung zur Geschichte des Truman-Hauses zu machen.Mackay will in den nächsten Monaten versuchen, vor allem amerikanische Firmen für das Projekt zu gewinnen.

Kritik übte Mackay am Desinteresse des Berliner Senats.So habe Berlins Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen im Sommer 1996 selbst einen gemeinsamen symbolischen Fototermin mit Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe abgelehnt, mit dem eine Kampagne für das Projekt gestartet werden sollte.Die Senatskanzlei hatte die Ablehnung unter anderem damit begründet, daß "ein derartiges Engagement des Regierenden Bürgermeisters in der Regel auf die Stadt Berlin beschränkt bleibt."

Die 7000 Quadratmeter große Immobilie am Griebnitzsee, in der 1945 ein Kapital Weltgeschichte geschrieben wurde, gehört den Nachfahren des früheren Verlegers Gustav Müller-Grote, der die Villa 1891 errichten ließ.Ein Mitglied dieser 17köpfigen Erbengemeinschaft, die sich über die Nutzung und Verwertung der Truman-Villa in den letzten Jahren nicht einigen konnte, hatte die "Teilungsversteigerung" angestrengt.Daß nicht einmal ein Gebot abgegeben wurde, sei in der Praxis "eine Ausnahme", sagte Rechtspfleger Wilhelm Heinrich, der die Aktion durchführte.Ob es einen neuen Anlauf gibt - mit niedrigerem Mindestgebot - müsse der Antragsteller entscheiden.

Versuche der Müller-Grote-Erben, die Villa zuerst für zehn, später für rund 8 Millionen Mark zu veräußern, waren gescheitert.

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