zum Hauptinhalt

Brandenburg: Mit "Edda" direkt in die Herzen der Bauern

Umweltminister Platzeck, die Popularität und sein Dauerstreit mit dem LandwirtschaftministerVON MICHAEL MARA, POTSDAMEs ist verständlich, daß manche Kabinnetskollegen auf Umweltminister Matthias Platzeck neidisch sind.Denn keiner versteht es so gut wie er, sich und seine Politik medienwirksam darzustellen.

Umweltminister Platzeck, die Popularität und sein Dauerstreit mit dem LandwirtschaftministerVON MICHAEL MARA, POTSDAMEs ist verständlich, daß manche Kabinnetskollegen auf Umweltminister Matthias Platzeck neidisch sind.Denn keiner versteht es so gut wie er, sich und seine Politik medienwirksam darzustellen.Keine Woche vergeht, ohne daß Platzeck nicht mindestens zu einer Pressekonferenz mit leckerem Öko-Frühstück, zu einer Exkursion in den größten deutschen Nationalpark mit Namen Brandenburg oder zu einem Hintergrundgespräch in ein gemütliches Restaurant einlädt, um seine richtungsweisenden Botschaften zu verkünden.Dabei ist der "Sunnyboy" der Landesregierung, der als Stolpes Kronprinz gilt, immer für Überraschungen gut.Mal teilt er ganz nebenbei mit, daß er seinen Dienstwagen gegen einen kleineren der Golf-Klasse mit Raps-Antrieb eintauschen werde.Mal lädt er zum Fototermin mit seiner neuesten Freundin ein, die er sich in dieser Woche zugelegt hat.Es handelt sich um eine bildschöne Kuh namens Edda (Ohrmarken-Nummer DE 41143). Daß Platzeck, der seit Jahren gegen die wachsenden Blechlawinen Front macht und eine drastische Erhöhung der Mineralölsteuer fordert, künftig im Öko-Gefährt durchs Land kutschieren will, leuchtet ja noch ein.Aber warum will er sich jetzt auch noch als "Nebenerwerbs-Landwirt" profilieren? Seine offizielle Begründung: Er wolle den ökologischen Landbau unterstützen.Tatsächlich grast Edda nicht etwa in Platzecks kleinem Hausgarten in Babelsberg, sondern auf der 70 Hektar großen Weide des ökologischen Landbauernhofs Luisenau bei Ringenwalde, 70 Kilometer nördlich von Berlin.Hofbesitzer Eberhard Knödler-Bunte will eine 30köpfige Freiland-Herde aufbauen - jedes Tier soll einen anderen Besitzer haben.Den "Anlegern" verspricht der clevere Öko-Bauer eine jährliche Rendite von fünf Prozent, "die auch in Naturalien, zum Beispiel Rinder-Steaks, verrechnet werden kann".Für den Gourmet Platzeck, der für Edda 2800 Mark locker gemacht hat, "in BSE-Zeiten kein schlechtes Angebot". Freilich kann wohl angenommen werden, daß der 43jährige Minister mit seinem "Kuh-Handel" noch einen Hintergedanken verfolgt: Schon seit langem wird davon gesprochen, Agrar- und Umweltministerium, die sich wegen Platzecks Naturschutzpolitik ständig bekriegen, zusammenzulegen.Stolpe hält den Zeitpunkt mit Blick auf die Landtagswahl 1999 allerdings noch nicht für gekommen.Intern macht er keinen Hehl daraus, daß er, um die absolute Mehrheit zu halten, beide Wahllokomotiven brauche: Den ruppigen Agrarminister Edwin Zimmermann, der großen Rückhalt bei den Bauern genießt, und Platzeck, der "grüne" Wähler binden kann.Dennoch läßt der Umweltminister schon seit geraumer Zeit keine Gelegenheit aus, um bei den Bauern Punkte zu sammeln.Noch schlägt ihm viel Mißtrauen entgegen.Platzecks plötzlicher Einstieg in die Landwirtschaft ist deshalb auch als "vertrauensbildende Maßnahme" gedacht.In seinem Haus munkelt man sogar, es sei nicht ausgeschlossen, daß er demnächst noch einen Melk-Kurs absolviere. Wohl um seinen mißtrauischen Konkurrenten in Sicherheit zu wiegen, hat Platzeck Zimmermann auf der jüngsten Kabinettsitzung ein eindeutiges Angebot unterbreitet: Sein neuer Lieblingsbulle Horno, Zimmermanns ganzer Stolz, dürfe sich mit der schönen Edda vergnügen.Doch der Agrarminister gab ihm einen Korb: Sein Bulle sei für ein zartes Öko-Rind zu stark.

MICHAEL MARA[POTSDAM

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false